06.04.2025: 5. Fastensonntag

Hier geht es zu den texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Osterkerze nicht mehr im Altarraum – wir beginnen die „PASSIONSZEIT“

Die letzten zwei Wochen vor Ostern denken wir besonders intensiv an Jesus, der sich so viel Leid zufügen ließ.
Wir leiden mit ihm – und damit wird uns bewusst,
dass niemand auf der Welt so viel Leid zugefügt werden sollte.

Es ist die Aufgabe der Menschheit, das Leid zu verringern.
Deshalb spenden wir heute für das katholische Hilfswerk MISEREOR.
MISEREOR arbeitet täglich daran die Armut und das Leid der Menschen zu verringern.
Die Not geht nie aus. Aber viele hunderttausend Menschen konnten sich durch die Hilfe zur Selbsthilfe bereits aus der schlimmsten Armut befreien:
MISEREOR hilft durch unsere Spenden ungezählten Menschen, dass sie ihre Würde entdecken und dass Ihre Würde geachtet wird.

Wir sind heute dringend aufgerufen, uns wieder durch unsere Spenden daran zu beteiligen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Vergangenen Samstag wurde ich gefragt: „Gibt es keinen Bußgottes­dienst? Sollen wir wieder zum Beichten gehen?“

Es gab im letzten Advent und in dieser österlichen Bußzeit keinen Bußgot­tesdienst, weil im Jahr zuvor nur sehr wenige daran teilgenommen haben.
Ca. 12 bis 15 Personen! In meiner vorherigen Pfarrei Herz Jesu war es genauso. –

Nur sehr wenige finden es notwendig, über eigene Sünden nachzudenken und gemeinsam Gott um Vergebung zu bitten.

Halt! Aufpassen! Ich habe nicht gesagt, dass ich das schlimm finde.
Ich habe nicht gesagt, das müsse anders sein! Ich will sie zu gar nichts überreden! Ganz gewiss will ich Ihnen kein schlechtes Gewissen machen!

Unversehens bin ich mitten in der Geschichte, die das Johannes­evangelium erzählt:

Ich höre die Frage Jesu an mich – an sie:
„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“
Die Frau verabschiedet er mit der Mahnung: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Niemand stellt in Frage, dass es Sünden gibt und dass er ein Sünder ist!
Die Schriftgelehrten und Pharisäer wissen um ihre Sünde. Die Frau sowieso. Nur wir tun uns offensichtlich fürchterlich schwer damit, zu denken, dass wir Sünder sind.

„Was stell ich schon an? Ich tu niemandem etwas. Ich helfe doch sowieso, wo ich kann.“

Wir wollen nicht als Sünder dastehen und uns nicht als Sünder fühlen müssen. – Das kann ich sehr gut verstehen!

Verzeihen Sie, wenn ich jetzt zur Offensive übergehe und frage: Jesus hätte wegen uns gar nicht auf die Welt kommen müssen, um uns zu erlösen? – Nur wegen der anderen?

Sind wir wirklich ohne Sünde – oder machen wir uns selbst etwas vor?
Dürften wir den Stein auf die Ehebrecherin werfen – auch wenn wir es natürlich gar nicht tun wollen und werden?

Zur Entspannung möchte ich noch sagen:
Ein Sünder ist deswegen noch lange kein schlechter Mensch und schon gar kein schlechter Christ.
Der Heilige Franz von Assisi nannte sich selbst einen Sünder – so wie das die meisten getan haben, die von den Päpsten heiliggesprochen wurden.
Und das waren nun wirklich keine schlechten Menschen!

Was ist denn nun eigentlich eine Sünde? Wirklich nur Diebstahl, Mord und Ehebruch?

Noch einmal zu unserer Verteidigung: Bis vor ein paar Jahrzehnten wurden ziemlich detaillierte Sündenkataloge aufgestellt – und meistens drehte es sich entweder um das 6. Gebot oder um die Erfüllung sogenann­ter religiöser Pflichten. – Davon wollen wir zurecht nichts mehr wissen.

Aber nun: was ist eine Sünde?

Für die Antwort auf diese Frage erinnere ich an das WICHTIGSTE GEBOT: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deiner ganzen Kraft. Und: Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst!

Sünde ist, wenn ich gegen dieses Gebot verstoße:  Also, wenn ich mich lieblos verhalte gegenüber Gott oder gegenüber dem Mitmenschen.

Und nun frage ich uns und gebe uns diese Frage mit in die 2 Wochen bis Ostern:

Bin ich ein Sünder? Oder bin ich ohne Sünden?

Jesus jedenfalls sagt: Ich verurteile dich nicht!
Muss ich dann gar nicht mehr nachdenken, ob ich lieblos war?

Allgemeines Gebet

Lektorin: Jesus Christus, du bist die Auferstehung und das Leben. Voll Vertrauen wenden wir uns an dich:

Gott, voll Erbarmen    L/A: Wir beten zu dir.

  • Für alle Menschen, deren Würde nicht geachtet wird
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die kranke und sterbende Menschen pflegen:
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die Kinder und Jugendliche erziehen.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die sich selbst für schlechte Menschen halten.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die andere um Vergebung bitten.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.
  • Für alle, die sich schwer damit tun, eigene Sünden zu erkennen und vor sich zuzugeben.
  • Gott, voll Erbarmen           A: Wir beten zu dir.

Gott, Du schenkst uns Vergebung und Versöhnung durch Jesus, deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.

24.02.2019: 7. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
euch Kirchgängern sage ich:

Wenn dir einer die Vorfahrt nimmt, reg dich nicht auf und schimpf nicht über ihn.

Wenn dir jemand dein Fahrrad klaut, verlang es nicht zurück.

Wenn jemand Gerüchte über dich verbreitet, lobe ihn vor den Leuten.

Wenn dich jemand zur Seite drückt, hilf ihm, dass er besser vorwärts kommt.

Wenn dir jemand Schaden zufügt, versuche ihm zu nützen, wie du kannst.

Kann man sich so etwas sagen lassen?
Es ist nur verständlich, wenn man da einen dicken Hals bekommt –

Wenn ich solche Regeln aufregen, merke ich jedenfalls, dass ich anderer Meinung bin:
Wer mir schadet, der muss mit meinem Widerstand rechnen.
Ich werde mich jedenfalls wehren.

 So weit so gut und so normal.

Andererseits jammern wir über die Zustände in dieser Welt:
Egoismus, Verrohung der Sprache, zunehmende Gewaltbereitschaft,
das finden wir gar nicht gut.

Wir wünschen und Frieden und Gerechtigkeit, Sicherheit und Rücksichtnahme.

 Jesus stellt unser Freund – Feind Schema in einen ganz anderen Horizont:

Wenn ihr Söhne und Töchter des himmlischen Vaters sein wollt,
wenn ihr hofft, dass der Vater euch eure großen und kleinen Gemeinheiten und Unwahrheiten vergibt, und euch die Herrlichkeit des Himmels schenkt –
dann benehmt euch wie Kinder eures Vaters und vergebt denen, die an euch schuldig geworden sind und teilt mit denen, die euch nichts geben können.

Wenn ihr erwartet, dass Gott bei euch Nachsicht zeigt, dann seid selbst nachsichtig.

 Unsere Reflexe der Revanche, der Vergeltung, der Verurteilung
stellt Jesus in einen größeren Horizont:
Er stellt uns vor Augen, dass wir selbst Menschen sind, die Nachsicht und Vergebung und Großzügigkeit brauchen und erhoffen.

Er stellt uns vor Augen, dass wir vor Gott ebenso Sünder sind wie die,
die uns Unrecht tun – und zwar wirklich Unrecht tun.
Nun sieht das schon ein wenig anders aus:

Denk daran, wie oft du dich schon falsch verhalten hast im Verkehr.

Denk daran, wie oft Du Dich vorgedrängt hast.

Denk daran, wer durch dich Schaden erlitten hat.

Denk daran, zu wem du ungerecht warst.

Nun überlege, wie du mit denen Umgehst, die unfreundlich zu dir sind.

Nun überlege dir, ob du das Recht hast, jemand zu verurteilen –
oder ob du dir zugleich selbst das Urteil sprichst.

Willst du Frieden? Dann stell den Frieden her, indem du vergibst.

Wollte ich sie mit meinen Gedanken zur Feindesliebe aufs Glatteis führen.
Beileibe nicht. Was Jesus uns da ans Herz legt, ist eine harte Nuss.
Es läuft unseren Instinkten und Reflexen zuwider. Auch den Meinen.

Aber es gilt auch hier: Es ist besser anzufangen. Auch wenn man es nicht immer schafft. Manchmal ist es gar nicht schwer. Wer leichte Übungen schafft, kann zu schwierigeren übergehn. Es ist der Weg dazu, ein friedfertiger Mensch zu werden, nach dem Vorbild Jesu. Ist das so schlecht?