17.03.24: 5. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die Menschen der Landpastoral der Diözese Pasto in Kolumbien kommen von weit auseinanderliegenden Fincas zusammen. In ihrer Mitte liegt, üppig und bunt, die Ernte. Heute feiern sie. Sie teilen das Essen, ihre Gemeinschaft und ihren Glauben miteinander. Ihre Freude ist Bollwerk gegen Verzweiflung und Gewalt. Sie danken für alles, was sie zum Leben haben. Überall, wo Gemeinschaft sich so erlebt, wird es ein wenig paradiesisch und fast zu schön, um wahr zu sein.

Der Propheten Jeremia hat die Vision von einem neuen Bund Gottes mit den Menschen. In diesem Bund werden die Menschen nicht mehr Geboten erhalten, die sie missachten. Sie werden selbst so denken, wie Gott denkt. Sie werden also einander nichts Böses mehr tun, sondern sie werden gut sein und Gutes tun, wie Gott selbst.

Wer die Vision dieses neuen Lebens teilt, verpflichtet sich zum Handeln. Das bezeugen die Kleinbäuerinnnen und -bauern der Landpastoral.

„Wir gehen viele kleine Schritte. Und man sieht eine große Veränderung unserer Gemeinschaft.“ Dieses Resümee zieht Pablo Javier Narvaez aus Taminango, einer der lokalen Betreuer aus dem aktuellen Partner-Projekt von Misereor.

Man muss das Kleine schätzen, um etwas Großes zu bewirken.

Darauf spielt das Leitwort der Fastenaktion „Interessiert mich die Bohne“ an. Bohnen sind Grundnahrungsmittel, aber kein kostbares Handelsgut. Die einzelne Bohne scheint nicht von Belang, benötigen wir doch mehrere Handvoll davon, um eine sättigende Mahlzeit zuzubereiten. Zu sagen, „das interessiert mich nicht die Bohne“, drückt sehr schroff aus, dass ihn sein Gegenüber und seine Erzählung gleichgültig ist.

Gott hingegen und damit uns Christen geht es um jeden einzelnen Menschen. Alle verdienen Aufmerksamkeit und Respekt. Jeder Mensch und jede einzelne Bohne kann Samen sein für Großes.

Maria Theresia Burbano Eraso aus El Tambo sagt.
„Ganz wichtig ist, dass die Talente der einzelnen Personen wahrgenommen, geschätzt und in den Prozess integriert werden.“

Pablo Javier Narvaez aus Taminango sagt.
„Durch das Projekt habe ich die Liebe in mein Leben eingeschlossen. Es geht um Schutz: In der Gemeinschaft, für sich selbst und auch für den Planeten, der unser gemeinsames Haus ist.“

Was die Menschen der Landpastoral seit vielen Jahren geplant und gesät haben, ist aufgegangen. Ihre Grundnahrungsmittel sind nicht nur das, was sie auf den Äckern ernten, sondern ebenso sehr: ihre unerschütterliche Hoffnung, eine starke Gemeinschaft und ihr ernsthafter im Leben verwurzelter Glaube.

Jeder und jede Einzelne von uns, mögen wir noch so klein erscheinen, hat eine Verantwortung für das große Ganze: das offene Haus der Menschlichkeit wieder ins Zentrum zu rücken, Empathie und Zusammenhalt zu stärken, gemeinsam für das gute Leben aller Menschen innerhalb der planetaren Grenzen einzutreten, ist das Ziel. Dazu gehören die anderen Menschen (in ihrer Andersartigkeit und oft Fremdheit), dazu gehören ebenso die anderen Geschöpfe, mit denen wir diese Welt teilen.

Interessiert mich die Bohne – die Fastenaktion von Misereor lenkt unseren Blick darauf, dass jeder einzelne und sein Beitrag zählt. Es kommt auch auf unsere Entscheidungen an. Und jeder von uns stößt mit seinem Denken, Reden und Tun eine kleine Kette von Wirkungen an, die insgesamt viel bewirken.

Wir sind Christen und Jesus inspiriert uns, wenn er sagt: das Weizenkorn muss sterben, dann bringt es reiche Frucht: Wer sich hingibt und hineingibt in die Gemeinschaft, wird viel Gutes bewirken: Unsere Kraft, unser Gebet, unsere Geduld, unsere Hoffnung, unser Eifer, unsere Wahrhaftigkeit und auch unsere materiellen Mittel können so viel Gutes bewirken in der Welt.

Jesus hat gesagt: Das Gericht ist jetzt. Jetzt befreit Gott uns von der tödlichen Krankheit des Egoismus, des Neids und der Angst.
Jetzt werden wir mit dem neuen Geist erfüllt: Mit dem Geist, in dem wir anderen Zuwendung und Barmherzigkeit schenken. Amen.

17. März 2014: Gründonnerstag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Liebe Schwestern und Brüder, Liebe Kinder und Jugendliche!
können sie sich erinnern, wann sie das letzte Mal ein Geheimnis erfahren haben?

Es ist seltsam:
Ein Geheimnis soll nicht bekannt werden – und doch drängen viele Geheimnisse dazu, andere darin einzuweihen und es mit anderen zu teilen.
Es ist etwas ganz besonders, wenn man in ein Geheimnis eingeweiht wird – und auch, wenn man mit jemanden ein Geheimnis teilt.

Warum hält man etwas geheim?
weil man sich schämt,
weil es so persönlich ist,
weil man jemand überraschen will,
weil man etwas schützen will.

Mediziner aber, die eine neue Möglichkeit der Heilung gefunden haben, werde das nicht lange als Geheimnis für sich behalten.

In jeder Messe ruft der Priester nach den Einsetzungsworten der Gemeinde zu: Geheimnis des Glaubens!

Wir Christen teilen ein Geheimnis – das in den Einsetzungsworten zum Ausdruck kommt und in dem Verkündigungsruf der Gemeinde!

Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit!
In der Eucharistie feiern wir dieses Geheimnis des Glaubens,
das Jesus ausdrückte mit den Worten:
Das ist mein Leib für euch!
Das ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Schwestern und Brüder, es ist ein Geheimnis, das wir verkünden und feiern und an dem wir Anteil haben – kein Rätsel!

Ein Rätsel muss man auflösen – ein Geheimnis muss man entdecken und bewahren, es mit anderen teilen und immer wieder anschauen, anhören, in die Hand nehmen und feiern.

Vor allem dann, wenn es so bedeutend und wichtig ist, wie eine neue Heilungsmethode für Krebs
oder so wichtig und befreiend wie das Geheimnis Jesu Christi!

Schwestern und Brüder,
wenn wir das Brot teilen und den Wein – wie Jesus und die Jünger es taten, passiert mehr als nur das, was Zuschauer sehen und schmecken können.

Wir tun das, weil wir uns mit Jesus identifizieren,
damit seine Freiheit unsere Freiheit wird,
damit seine Freude in uns ist und
damit wir seine Liebe annehmen, die bis in den Tod reicht.

Wir erhalten Anteil an seinem Geheimnis, am Geheimnis seines Lebens, das ihn zu dem wunderbaren Menschen machte, der ungezählten Menschen dieser Welt Hoffnung gibt und Kraft und Stärke, um sich für Menschlichkeit, für die Liebe, für den Frieden und die Freiheit einzusetzen.

Nun aber – gibt es noch etwas Eigenartiges zu sehen und zu entdecken, das, eigentliche Geheimnis, das nicht erklärt werden muss, sondern nur dankbar angenommen zu werden braucht:

Gerade, weil er sein Leben für uns gab, wurde er zum Anziehungspunkt für uns und für die vielen, die mit uns glauben. Er gab sein Leben für uns – das ist der Grund unseres Glaubens – dadurch bleibt er lebendig für uns alle.

Es ist tatsächlich ein Geheimnis: Indem wir das Gedächtnis Jesu feiern, der sein Leben für uns gab, erhalten wir Anteil an seinem Leben, an seiner Freiheit, an seiner Hoffnung und an seiner Liebe.

Das singen wir in dem Lied:

Das Weizenkorn muss sterben, GL 620 – nGL 210