Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Wann mussten sie das letzte Mal weinen?
Auch Tiere weinen. Tränen sind ganz verschieden:
Schmerzen, Freude, Trauer und Scham, Rührung, Wut und Reue – all das kann Tränen auslösen.
Niemand braucht sich seiner Tränen zu schämen.
Auch Jesus weinte und seine Botschaft berührte viele ganz tief, so dass sie staunten.
Jesus, deine Botschaft weckt Vertrauen
Jesus Deine Botschaft macht Mut
Jesus Deine Botschaft bringt uns Trost.
Liebe Schwestern und Brüder,
Das Volk Israel durfte zweimal in seiner Geschichte erleben, dass es nach langer Zeit in dem Land, in dem Abraham seine Zelte aufgeschlagen hatte wieder einen eigenen Staat gründen durfte.
Von der ersten Rückkehr aus der Gefangenschaft in Babylon haben wir gerade gehört. Sie kehrten in eine geschleifte Stadt zurück. Der Palast des Königs, der Tempel Gottes, die Häuser in den Straßen Jerusalems – nur Trümmer und Ruinen waren davon übriggeblieben.
So wie in vielen Staaten Europas nach dem 2. Weltkrieg und heute in der Ukraine, in Syrien, im Gazastreifen.
Die Israeliten kehrten zurück. Der Schrecken ist vorbei. Es kann etwas Neues entstehen. Auch in Europa haben einige Länder nach dem Krieg ganz neu begonnen und beginnen müssen:
In Deutschland machte man sich daran, im Grundgesetz die wichtigsten Werte und Regeln der neuen BRD zu formulieren. Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott formulierte man:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“
Israel fand in den Trümmern Jerusalems die Weisung des Moses, das Bundesgesetz des Sinaibundes. Diese Weisung, die Israel zu Freiheit und Frieden führen sollte, wurde vorgelesen und erklärt. Es wird ähnlich beschrieben wie unser Wortgottesdienst.
Es heißt: die Leute fingen dabei zu weinen an.
Dieses Weinen beschäftigt mich: Weinten die Leute vor Glück und Freude – oder vor Ergriffenheit – oder vor Scham, weil diese Gebote alle nicht nur übertreten, sondern missachtet worden waren?
Vielleicht und wahrscheinlich kommt alles das zusammen:
Freude über die Rückkehr, der Schreck über die Trümmer, die Ergriffenheit von der zu Herzen gehenden Wahrheit dieser Weisung, die Scham über das Versagen in der Vergangenheit.
Und wir heute?
Ich würde mir wünschen, dass wir auch manchmal zu weinen anfangen würden, wenn wir das Evangelium von Jesus hören.
Der Geist des Herrn ruht auf mir.
Der Herr hat mich gesalbt und gesandt,
damit ich den Armen eine frohe Botschaft verkünde,
Die Armen – das sind wir Menschen, die nicht auf Reichtum und Macht setzen, sondern Gott für das Leben danken.
damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde
Die Gefangenen sind nicht nur im Gefängnis: Sie sind in der Angst gefangen, Gott nicht zu genügen und ihm nicht zu gefallen.
und den Blinden das Augenlicht.
Die Blinden sind nicht nur die Sehbehinderten, sondern die Menschen, die nicht erkennen, wie Gottes Kraft in der Welt Heil wirkt;
Damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setzt
und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe!
Die Zerschlagenen sind nicht die verprügelten, sondern die,
denen jede Hoffnung genommen ist.
Liebe Schwestern und Brüder,
Dann sagt Jesus:
Heute hat sich das Schriftwort erfüllt:
Gott schenkt seine Güte,
ihr könnt ihm vertrauen,
ihr könnt sehen, wie Gottes Kraft wirkt,
Und ihr dürft Hoffen und zuversichtlich leben!
Es ist eine zu Herzen gehende Botschaft, die das Herz wärmt,
und die Starre löst.
Das Gnadenjahr des Herrn ist damals angebrochen und es wird nie zu Ende gehen.
Allgemeines Gebet
Lektor/in: Gott, unser Vater, du hast uns in dein Volk berufen, und nimmst uns auf in den Reich der Liebe. Wir bitten dich, weil wir dir vertrauen.
L/A: Herr, erhöre unser Rufen
- Für die Menschen, die in ihrem Leben keinen Sinn erkennen können. Dass sie erkennen, dass du sie in dein Reich berufen hast!
- Für alle Getauften, die das Evangelium hören: dass sie davon berührt und durchdrungen werden.
- Für unsere Welt, in der die Selbstsüchtigen und Rücksichtslosen die Macht an sich reißen: dass wir umkehren und so dem Unheil der Willkür uns Sinnlosigkeit entgehen.
- Für die jungen Menschen am Beginn ihres Arbeitslebens: dass sie eine Arbeitsstelle finden und dass sie den tieferen Sinn ihrer Arbeit erkennen.
- Für alle Getauften: dass wir den Ruf Christi hören und ihm folgen und so zur Einheit zurückfinden.
Lektor/in: Gott, du hast uns deine Liebe und deine Macht geoffenbart. Wir preisen dich heute und unser ganzes Leben im Heiligen Geist.
