22. Dezember 2013: 4. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Werden wir Menschen es schaffen, dass es gut mit der Welt weitergeht?

Werden wir die Umweltprobleme begrenzen können und unsere Lebensweise verändern – oder werden wir weiter selbst unsere Lebensgrundlage vergiften, so dass das Leben von Milliarden Menschen bedroht ist, weil ihr Lebensraum zugrunde geht?

Werden wir die Konflikte zwischen China, Russland, Europa und Amerika friedlich lösen – oder führen die wirtschaftlichen Egoismen zu einer existenzgefährdenden Auseinandersetzung – militärisch oder wirtschaftlich?

Werden wir die Armut in Afrika und ihre regionalen und weltpolitischen Ursachen überwinden können – oder versinkt ein ganzer Kontinent über lange Zeit in Bürgerkriegen, Unselbstständigkeit und Grausamkeit?

Man könnte manchmal meinen – wir haben die Probleme im Griff – es gelingt uns, Frieden und Gerechtigkeit zu errreichen.
Doch genauso kann man befürchten: der Egoismus, die Rücksichtslosig­keit, die Maßlosigkeit, die vielen jetzt Wohlstand und sogar Reichtum bescheren, sie werden sich ins Gegenteil verkehren – und dann?

Wer kann der Menschheit helfen, durch alle Krisen und Verirrungen hindurch den Weg zu finden, der für möglichst viele Geborgenheit, Sicherheit, Frieden und Gerechtigkeit bedeutet?

Wir brauchen keinen, der zuerst alle anderen entmachtet – mit welchen Mitteln auch immer.
Wir brauchen keinen, der sagt: Ich werde den Frieden bringen – deshalb müssen die anderen beseitigt werden.

Wir brauchen einen, der uns hilft daran zu glauben, dass die Verirrungen der Vergangenheit und Gegenwart uns nicht fesseln müssen.
Wir brauchen einen, der uns Hoffnung gibt, dass es nicht vergebens ist, wenn man sich für Frieden und Versöhnung einsetzt – statt seine eigenen Ansprüche durchzusetzen.
Wir brauchen einen, der uns Vertrauen gibt, dass es nicht zu spät ist, sondern dass es immer auf den gegenwärtigen Augenblick ankommt.

Wir brauchen einen, der uns sehen hilft, dass die Liebe das Größte ist –
die Liebe, mit der jeder Mensch geliebt ist, der das Licht der Welt erblickt,
die Liebe, zu der jeder Mensch befähigt ist, weil sie ihn glücklich macht und frei.

Schwestern und Brüder, der unsere Hoffnung stärkt, und uns Vertrauen gibt und Liebe weckt,
der kann uns helfen, dass wir den Weg finden:
dass wir unsere Menschlichkeit entwickeln und das Unmenschliche immer mehr überwinden.
Er verdient, dass wir ihn Retter nennen, weil er uns davor bewahrt, Unheil anzurichten und der Verzweiflung anheim zu fallen.

Ich weiß keinen anderen außer Jesus, der unsere Herzen mehr dazu bewegen kann.
Er kann auch heute die Herzen, unsere Herzen bewegen, weil er wahrhaftig der Immanuel ist, der „Gott ist mit uns!“.
So, wie Jesus beim Abschied zu seinen Jüngern sagt: „Ich bin bei euch – alle Tage, bis zum Ende der Welt!“

6. Januar 2013: Erscheinung des Herrn

Anbetung der Könige (Volkach)Ich stelle eine kühne Behauptung auf: Diese christliche Botschaft ist gerade für unsere gegenwärtige Zeit eine Chance und kann einen Weg zeigen für Entwicklung der Menschen hinein in die Zukunft!

Schütteln sie nicht gleich mit dem Kopf. Denken sie nicht gleich: „das ist das typische kirchliche Missionsbewusstsein, das andere Kulturen und Religionen missachtet!“

Es ist erstens nicht nötig, weil ich in aller selbstbewussten Bescheidenheit von einer Chance spreche, von einem Angebot für die Menschen. Eine Chance kann man ergreifen, ein Angebot kann man annehmen oder nicht – niemand soll sich genötigt sehen – kein Muslim, kein Hindu, kein Buddhist, kein Jude und kein Atheist.

Zweitens möchte ich erklären, warum das Christentum gerade in den gegenwärtigen Herausforderungen der Menschheit ein Weg zeigen kann:

Das Merkmal unseres Zeitalters ist Globalisierung! Waren und Infor­mationen werden mit immer größerer Schnelligkeit transportiert.
Die Menschheit rückt immer mehr zusammen.

Dadurch sind neue Herausforderungen und Möglichkeiten entstanden:
Fabriken werden dort gebaut, wo Arbeit am billigsten ist.
Die Wissenschaftler stimmen weltweit ihre Forschungen aufeinander ab.
Die Politik wird zunehmend zu einer Weltinnenpolitik, so dass + Peter Struck sagen konnte: die Sicherheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt.

Umso größer sind die Möglichkeiten, anderen Unrecht zu tun, umso weitreichender sind die Schäden, die der Mensch anrichten kann:

Tiere wandern mit den Menschen aus einem Weltteil in den anderen und werden dort zu Schädlingen.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Landes wirken in die ganze Weltwirtschaft hinein.
Verbrecher und Terroristen können ganze Kontinente bedrohen.

Wie kann das Chaos vermieden werden, wie kann Gerechtigkeit entstehen, wie können die Völker in Frieden miteinander leben?

Die christliche Botschaft bietet dafür einen Weg an und verkündet:
Jeder Mensch ist ein Kind Gottes.
Jesus sagt: Alles, was du von anderen erwartest, das tu auch ihnen.
und er verkündet: Das Reich Gottes ist mitten unter euch!

Das Reich Gottes ist nicht beschränkt auf einen Land oder einen Kontinent, auf eine Kultur oder eine der menschlichen Rassen.

Vielmehr steht das Reich Gottes jedem Menschen offen und jeder Mensch ist berufen, dem Reich Gottes zu dienen. Die Engelsbotschaft im Lukasevangelium formuliert es einprägsam und einsichtig: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.

Wenn Menschen Gott ehren, den Höchsten, den Schöpfer, die Quelle und das Ziel der Schöpfung, wenn Menschen ihn achten und einander als seine geliebten Kinder, dann können sie zu einer Menschheitsfamilie werden,
in der die Rechte jedes einzelnen geachtet werden,
in der jeder frei ist, sein Leben zu bestimmen,
in der die Wahrhaftigkeit das gegenseitige Vertrauen möglich macht
und in der jedem das Wohl des anderen am Herzen liegt.
So kann Friede werden unter den Menschen auf der Erde.

Das besonders unseres Glaubens ist, dass wir Christen zur Gerechtigkeit, zur Wahrhaftigkeit, zur Solidarität und zu Respekt und Toleranz verpflich­tet wissen, auch gegenüber Menschen, die diese Werte nicht anerkennen.

Liebe Schwestern und Brüder, gerade heute am Fest der Erscheinung des Herrn liegen diese Gedanken nahe. Das Evangelium verkündet in der Geschichte von den Sterndeutern, dass die Völker der Welt zum Licht der Welt, zu Jesus Christus kommen und an ihn glauben.

Die Völker der Welt ehren Gott, und setzen ihre Macht, ihre Weisheit und ihren Reichtum ein, damit in dieser Welt Frieden unter den Menschen ist.

Die Botschaft Jesu ist nichts anderes als die Einladung an alle Welt, im Hören auf Gott Frieden zu schaffen.