15.11.2020: 33. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Meinungsumfragen sind hoch im Kurs und werden regelmäßig durchgeführt:
Die Menschen werden nach ihren Ängsten gefragt, nach ihrer Meinung über die Politik und die Politiker und vieles mehr.

Fragen sie sich einmal: Welche Wünsche und Hoffnungen haben sie für die Welt in 50 Jahren – ohne zu überlegen, ob sie das für möglich halten:

Ich würde mir wünschen, dass
alle Menschen genügend Nahrung und Wasser haben,
dass die Menschheit gelernt hat, die Konflikte zwischen den Staaten ohne Gewalt zu lösen und dass deshalb statt Kriegswaffen Gerätschaften hergestellt werden, die der Entwicklung und dem Wohl der Menschheit dienen;
dass Herausforderungen wie der Klimawandel und seine Folgen gemeinsam gemeistert werden
und dass alle Kinder Zugang zu Bildung haben.

Darf ich Ihnen unterstellen, dass ihre Wünsche für die Menschheit ähnlich sind?

Können diese Hoffnungen Wirklichkeit werden?

Viele sind gewohnt zu denken:
Das liegt nicht an mir! Das habe ich nicht in der Hand!

Auf den ersten Blick haben sie recht: Denn weder sie noch ich können einen der vielen Kriege beenden, die zurzeit geführt werden.

Weder sie noch ich bestimmen die Handlungen von Regierungen, die zu Fortschritt oder zu Ungerechtigkeit und Armut führen.

Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Regierungen widerspiegeln, was die Menschen denken und wollen.

In unserer Alltagserfahrung gibt es viele Beispiele dafür, wie wichtig und bedeutsam das ist, was die vielen kleinen Unscheinbaren tun:

Kein Rädchen in der Uhr ist überflüssig;

Viele Entscheidungen werden deshalb geändert, weil viele Menschen dafür eingetreten sind:
Nicht der letzte allein hat das Ziel erreicht, sondern alle, die das Anliegen ebenfalls und früher vertreten haben, haben ihren Anteil daran.

Der letzte Schritt zum Ziel ist nur der letzte, weil ungezählte Schritte den Weg zum Ziel gegangen sind.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Reich Gottes, der Friede, die Gerechtigkeit, die Geborgenheit für jeden und alle werden kommen.

Mein Beitrag dazu wird nicht der letzte sein und nicht der einzige,
und es steht nicht allein in meiner Macht.

Doch Schwestern und Brüder,
damit der Friede kommt, ist der Beitrag jedes einzelnen wichtig:
Ich will und soll zu denen gehören, die sich dafür eingesetzt haben,
dass der Frieden mehr und der Hunger weniger wird.
Ich will und darf meinen kleinen Beitrag nicht deshalb unterlassen, weil ich es nicht alleine kann. Ich muss mit meinen Möglichkeiten und Mitteln dafür arbeiten.

Dann liebe Schwestern und Brüder, werde ich mich freuen können, wie die beiden treuen und guten Knechte.

Der dritte Knecht hat sich verweigert. Er hat seine Möglichkeiten nicht genutzt. Er ärgerte sich über den Herrn und dachte vielleicht: Der soll doch selbst arbeiten. Er wollte seine Pläne und sein Leben nicht belasten.

Am Ende hatte er zwar keine Arbeit und keine Mühe – aber er hatte auch keinen Anteil an der Freude seines Herrn. Im Gegenteil, ihm blieb der Ärger über sich selbst und das Bedauern. Keiner von uns wird alleine den Frieden in die Welt bringen – doch wenn genügend viele ihre Möglichkeiten einsetzen – dann wird er kommen.
Ja, dann will ich auch dabei sein, wenn einmal Friede ist.

31.12.2015: Jahresschluss

Die Lesungen für diesen Gottesdienst:
Lsg: Jes 32  – Ps 85,9-14 – Phil 4,6-9  – Ev: Joh 14,23-29

Liebe Schwestern und Brüder,
wir leben in unruhigen und gefährlichen Zeiten: die Stichworte sind:
Klimawandel, Kriege im Nahen und mittleren Osten, in der Ukraine, in Afrika, die Gefährdung der Idee eines zusammenwachsenden Europas als Friedenskontinent, weltweit nimmt ein Kapitalismus überhand, dem egal ist, ob Menschen dadurch sterben müssen; all diese Krisen bringen Millionen Menschen zu dem Entschluss, ihre Heimat zu verlassen und in fremden Ländern Zuflucht und Schutz zu suchen.

Was kommt, wenn diese Probleme vorüber sind?

Wollen wir glauben, dass die Menschheit im Chaos versinken wird?
Wollen wir erwarten, dass halbe Kontinente unbewohnbar werden?
Wollen wir mit der Vorstellung leben, dass mordlustige, pseudoreligiöse Banden und mit Furcht und Schrecken die Herrschaft an sich reißen?

Müssen wir in Angst ersticken und dem Unheil so freien Lauf zu lassen?
Glauben wir an den Frieden oder an den Krieg?
Glauben wir an die Freiheit oder an die Unterdrückung?
Glauben wir an den Lebenswillen der Menschheit oder an ihre Zerstörungswut?

Was hindert uns daran, jetzt nachzudenken, wie es gut werden kann?

Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Barmherzigkeit und Liebe können das Zusammenleben der Völker prägen und auch das Leben der einzelnen Nationen.
Denn der Krieg ist doch für alle ein Schrecken – für Araber und Syrer, für Europäer und Afrikaner. Die Not und Armut ganzer Völker kann doch uns, die reichen Nationen, nicht kalt lassen:

Wir glauben doch, dass es nur einen Gott gibt und dass alles, was wir in dieser Schöpfung finden, in ihm seinen Ursprung hat. Wir glauben doch, dass er alle Menschen gleich liebt und ebenso alle seine Geschöpfe;
wir glauben doch an das Gebot Jesu: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was tut ihr damit besonders? Ihr sollt aber sogar eure Feinde lieben, denn auch Gott lässt seine Sonne aufgehen über Guten und Bösen.

Liebe Schwestern und Brüder,
schnell sind wir dabei uns zu entschuldigen. Leicht sagen wir: ich bin doch nur ein kleines Licht. Ich kann da nichts ausrichten.
Viele kennen aber die Weisheit, die eine große Zuversicht ausstrahlt:
Wenn viele kleine Menschen an vielen Orten viele kleine Dinge tun, verändern sie das Antlitz der Erde.

Was morgen sein wird, beginnt heute in unseren Herzen;
was wir erstreben und ersehnen, das wird die Zukunft sein.
Die Barmherzigkeit, die Liebe zum Frieden, die Sorge für das Leben, das Streben nach Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit haben mehr Kraft, sich auszubreiten, als die zerstörerischen Kräfte der Menschheit.

Für uns ist das sehr konkret: Denn es bedeutet, dass wir uns immer besser bewusst werden: den Menschen in der Nachbarschaft, der Kollegin, dem Angehörigen, den Flüchtlingen bei uns soll es gut gehen. Ich will dazu beitragen.

Die anderen Menschen sind nicht unsere Konkurrenten sondern sie sind uns von Gottes Güte gesandt, damit wir mit ihnen das Leben teilen.

Liebe Schwestern und Brüder, diese Gedanken bewegen mich heute zur Jahreswende. Wir haben uns immer schon bemüht, als Christen zu leben und anderen Gutes zu tun. Wir haben gewiss schon unzählige Male Frieden und Versöhnung hergestellt; wir haben schon viel für andere getan, um Not zu lindern, damit keine Verzweiflung aufkommt; um Trost zu spenden.

Gewiss aber können wir darin immer noch besser werden. Wir können immer noch besser lernen, dass jeder Mensch Gottes geliebtes Kind ist und deshalb unser Wohlwollen und Wohltun verdient.

Beim Einkauf werden wir gefragt: „Was kann ich für Sie tun?“ oder: Kann ich Ihnen helfen?“ Diese Fragen gehören da natürlich zum Service und zur geschäftlichen Klugheit.

Aber sollten wir als Kinder des einen Gottes nicht auch hier das Gute lernen und bei jeder Begegnung uns fragen: „Was kann ich für Dich tun?“