08. Januar 2012: Fest Taufe des Herrn

Die erste Seligpreisung im Matthäusevangelium heißt: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich!“
Dieses Ideal nennt Jesus als erstes. Das entspricht auch der Reihenfolge in anderen Zusammenhängen: Das erste der 10 Gebote heißt: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Das Gebet des Herrn beginnt mit den Worten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe.

Ich deute das „arm sein vor Gott“ als den Wert der Einfachheit, die versucht, im Einklang mit der Schöpfung und dem Willen Gottes zu leben.

Franziskus von Assisi der große Heilige des Mittelalters, sprach von seiner geliebten Schwester Armut. Er legte das Augenmerk vor allem auf die materielle Armut: doch das hatte einen tieferen Sinn. Er wollte nach nichts anderem streben, als Gottes Willen zu tun. Er wollte ganz für Gott leben – zum Zeichen für seine Mitmenschen: Wie zu jeder Zeit drehte sich in deren Leben fast alles darum, reich zu werden und die eigene Macht zu vergrößern. Gerade auch die Kirche bot damals ein unglaubwürdiges Bild, das mit dem Evangelium Jesu nicht mehr viel zu tun hatte. Franziskus hat das gemerkt – er beschloss, in seinem Leben wirklich Jesus nachzufolgen und lebte als Armer, als Bettler um des Himmelreiches willen. Die Armut pries er als seine große Geliebte, als Quelle seiner Freude, um nichts in der Welt hätte er sie wieder aufgegeben.
So erfüllte er im 13. Jh. das Lebensbeispiel Jesu mit neuem Leben: Sein Ideal war, dass er sein Leben ganz auf Gott hin ausrichtet – wie Jesus von Nazaret.

Jesus war etwa 30 Jahre lang nicht besonders in Erscheinung getreten. Was er in dieser Zeit tat, wissen wir nicht. Entsprechend den damaligen Gepflogenheiten führte er wahrscheinlich das Handwerk seines Vaters weiter und arbitete als Zimmermann. Wir wissen es nicht.

Nur Mt und Lk haben Geburtsgeschichten Jesu entworfen, die kunstvoll durchgestaltet sind – voller theologischer Aussagen und Hinweise, dass Jesus Sohn Gottes und Messias der Juden wie der Heiden ist, durch den die Versprechen der Propheten in Erfüllung gehen.
Alle vier Evangelisten aber: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erzählen diese Episode, dass Jesus sich von Johannes im Jordan taufen ließ. Diese Taufe brachte die Wende im Leben Jesu.
Von da an drehte sich sein Leben nur noch darum als Kind Gottes zu leben:
•    voll Vertrauen in den himmlischen Vater und seine Liebe,
•    treu nach seinem Willen zu handeln, damit die Menschen miteinander in Frieden leben und im Einklang mit der Schöpfung
•    oder mit dem Evangelium gesprochen: Er lebte für das Reich Gottes.

Nach der Taufe ging Jesus in die Wüste: Als er zurückkehrte hatte er seine Berufung gefunden: Die Versöhnung von Gott und Mensch und den Frieden unter den Menschen zu verkünden.
Dass er dies anders versuchte als alle anderen Messiasse vor ihm, wissen wir:
Er verkündete nicht das Gericht für die Sünder, sondern dass Gott sie rechtfertigt durch die Vergebung der Sünden.
Den Frieden versuchte er nicht durch Macht und Waffen durchzu-setzen, sondern einzig allein dadurch, dass er jeden Menschen im Geist des Friedens und der Versöhnung begegnete, gemäß dem Gebot: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und der goldenen Regel: Alles, was du von anderen erwartest, das tu auch ihnen.

An ihm und seinem Leben, können wir ablesen, was er meinte als er sagte: Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.