22. Januar 2012: 3. Sonntag im Jahreskreis

„Die Zeit ist erfüllt!“ ruft Jesus – Ich kenne diesen Satz – ich weiß nicht mehr wie lange. Aber: was bedeutet es, wenn die Zeit erfüllt ist?
Ist die Wartezeit abgelaufen? Etwa wie bei einem Gefangenen, der auf seine Freilassung wartet? Oder ist die Zeit der Bewährung bestanden – wie bei der Bewährungszeit in einem neuen Dienstverhältnis? Warum jetzt und nicht schon früher oder erst morgen?

Die Zeit ist erfüllt! Jedenfalls tritt damit der Entscheidende auf den Plan und etwas neues beginnt:
Ein Glück für die, die darauf gewartet haben, die es erwartet haben, die es ersehnt haben.
Überraschend für die, die ahnungslos waren.
Ein Schrecken für die, die es kommen sahen und die es am liebsten aufgehalten hätten.

„Nahe gekommen ist die Königsherrschaft Gottes!“
Das ist ein Schrecken für die Machthaber dieser Erde, wenn Ihnen die Macht genommen wird, die Menschen zu beherrschen.
Macht ist an sich nichts negatives. Wer Macht hat, kann etwas vollbringen, etwas schaffen.
Nur, wer seine Macht gegen seine Schwestern und Brüder – und das sind wir Menschen letztendlich – einsetzt, der missbraucht seine Macht.
Wer anderen wegnimmt, was ihnen gehört.
Wer sie zu etwas zwingt, gegen ihren Willen.
Wer andere demütigt, um selber groß dazustehen.

Menschen, die sagen: man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, sind schwierig zu beherrschen und zu regieren. Sie lassen sich nicht manipulieren, sie haben ein eigenständiges Empfinden für Gut und Böse, sie behalten ihre Freiheit – auch wenn sie ins Gefängnis gesperrt werden. Beispiele dafür gibt es schier ohne Zahl.

Die Königsherrschaft Gottes ist nahe!
Mit dieser Botschaft zog Jesus durch Galiläa – damit erklärt das Evangelium schon ganz am Anfang: Die Botschaft von der Königsherrschaft Gottes, die Botschaft vom Heil, das Gott schenkt, vom Frieden und von der Versöhnung muss verkündet werden – damit die Menschen umkehren und glauben.
Aus dem gleichen Grund ruft Jesus Simon und Andreas, Jakobus und Johannes zu sich, damit sie mit ihm diese Botschaft verkünden – das Wort von den Menschenfischern unterstreicht dies: Die Jünger Jesu sollen die Botschaft verkünden und Menschen für die Königsherrschaft Gottes gewinnen.
Christen befolgten von Anfang an Jesu Beispiel und verkündeten das Evangelium in den Synagogen, auf den Marktplätzen und überall, um andere zum Glauben einzuladen. Dazu sendet Jesus uns in die Welt zu den Menschen. Christen sind missionarisch!

Das kann eine Last sein: Missionare werden nicht immer gerne gehört, werden als lästig und aufdringlich empfunden und deshalb gemieden – wie Werbestände in der Fußgängerzone.

Größer aber ist der Vorteil dieser christlichen Eigenart: Christen sind keine abgekapselte, verschworene Geheimbruderschaft. Sondern Christen sind offen für die Begegnung, sind aufgeschlossen für die Freuden und Sorgen, Für die Ängste und Hoffnungen der Menschen – so formulierten es die Bischöfe auf dem 2. vat. Konzil.

Wir sind mitten in dieser unserer Gesellschaft und sind ein Teil von ihr. Mitten in der Gesellschaft beteiligen wir uns als Christen an der Suche nach Antworten auf die Herausforderungen der Zeit.
Unsere christlichen Bildungsangebote sind deshalb ein wichtiger Teil unseres Engagements: Wir vergewissern uns immer wieder neu über unseren Glauben und wir lassen uns ein auf die Fragen der Zeit und auf die Gedanken unserer Mitmenschen.
So sind wir in der Lage, dass wir die Menschen immer wieder einladen, an die Botschaft von Gottes Herrschaft zu glauben und deshalb das Leben, die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Wahrheit und die Liebe an die erste Stelle zu setzen.

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