Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Ein Kamel hat nichts mit einem Nadelöhr zu tun. Deshalb wechseln manche das Wort Kamel durch das Wort Schiffstau oder dickes Tau aus. Griechisch heißt das Kamel nämlich kamelos und das Schiffstau kamilos.
Aber ändert das wirklich etwas an der Gegenüberstellung: Dick und groß gegen schmal und klein? Und wird die Unmöglichkeit nicht viel drastischer ausgedrückt durch das Kamel, das niemals durch ein Nadelöhr passen wird und das niemand versuchen wird durch ein solches zu fädeln. Das ist eine geradezu surrealistische Vorstellung.
So verstörend wie die Zusammenstellung Kamel und Nadelöhr ist auch dieser ganze Abschnitt des Mk-Ev’s.
Was widerfährt diesem Mann, der den Weg ins Himmelreich sucht!
Jesus führt ihn erbarmungslos an seine Grenzen. Der Evangelist fügt noch hinzu: „weil er ihn liebte“.
„Gib alles, was du hast den Armen, dann hast du einen bleibenden Schatz im Himmel. Dann komm und folge mir nach“
Das ist also der Weg ins Himmelreich! Diese Episode und dieses Jesuswort überliefern übrigens auch das Lk. und das Mt. Ev.
Wenn ich dieser Mann wäre – was würde ich tun? Jeder sollte sich diese Frage stellen.
- Würde ich aufbrausen und Jesus für diese Unverschämtheit beschimpfen?
- Würde ich versuchen, darüber zu diskutieren und einen Mittelweg zu finden: Eine Selbstverpflichtung zum Spenden. Besser ein regelmäßiger Spender als noch ein Armer, der mittellos herumwandert.
- Würde ich über diese Verrücktheit lachen und mich abwenden von einem solchen Spinner?
Was würde ich tun?
Tatsächlich aber ist das nicht die einzige Stelle in den Evangelien, die deutlich macht, dass Reichtum und Christ sein nicht zusammen passen. Ich kann nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon! (Mt. Bergpredigt)
Wer in dieser Welt reich sein will, muss über die Not der Armen hinwegsehen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss die AUgen davor verschließen, dass sein Reichtum etwas zu tun hat mit der Armut der Armen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss ausblenden, dass dieser Reichtum in Gottes Ewigkeit nichts zählt, sondern ihn eher von Gott trennt, der alles mit uns teilt.
Schwestern und Brüder, wir können es drehen und wenden, wie wir wollen:
weder ein Kamel noch ein Schiffstau passen durch ein Nadelöhr.
So unmöglich kommt ein Reicher in das Himmelreich. – Jedenfalls nicht aus eigener Kraft.
Für Gott aber ist alles möglich!
Sein Erbarmen mit uns, seine Bereitschaft mit uns zu teilen, sollte unser Herz bewegen,
damit unsere Hände sich öffnen,
damit sie nicht ängstlich festhalten, was in dieser Welt als Besitz kostbar ist, sondern mit denen teilen,
die nicht vor Gott sondern in dieser Welt als Arme gelten.
Wer reich sein will vor Gott, braucht in dieser Welt Hände, die nicht festhalten, sondern die teilen und verschenken.