17. März 2013: 5. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Das Misereor Hungertuch findet man hier: MISEREOR-Hungertuch

Wir haben den Hunger satt! – das ist das Leitwort der MISEREOR Fastenaktion in diesem Jahr.
Wir haben den Hunger satt – das ist ein Wortspiel mit der Redewendung „ich habe es satt …“, die Überdruss ausdrückt. Wir wollen nicht mehr hungern müssen!

Ganz darauf abgestimmt ist auch das neue Hungertuch von MISEREOR, das uns heuer und nächstes Jahr zum Nachdenken anregen kann.
Das Hungertuch trägt die Überschrift: „Wie viele Brote habt ihr?“ Das hat Jesus seine Jünger gefragt, als diese ihn aufmerksam machten, dass er die Menschen wegschicken soll, damit sie sich etwas zu essen kaufen könnten.

Die Szene sehen wir auf dem Bild links oben:
Im Hintergrund die Armen, die Hunger leiden. Im Vordergrund ein Tisch, hinter dem ein Kind steht. Es hat alles was er hat, die zwei Fische, auf den Tisch gelegt.
Das Bild ist aus der Perspektive Jesu gezeichnet. Von ihm her fällt helles Licht auf den Tisch und den Jungen.
Ein Mensch fängt an zu teilen, ein Mensch fängt an, aus Liebe zu handeln, ein Mensch, vertraut sich und seine Möglichkeiten Gottes Kraft an.
Was dieses Kind bringt, reicht für alle.

Das Bild darunter beschreibt den betrüblichen Teil der menschlichen Wirklichkeit: Der Tisch auf dem Bild ist eine Barriere zwischen denen, die Köstlichkeiten in sich hineinstopfen und den Hungernden, die flehend die Arme in die Höhe strecken, damit sie ein wenig Anteil haben am Brot.
Die Frage: Wie viele Brote habt ihr? Findet kein Echo. Niemand bringt etwas. Diese Selbstsucht führt viele Menschen in den Tod durch Krankheit und Hunger. Sie führt zu Gewalt. Deshalb sind im Hintergrund die drei Kreuze. Doch auch hier ist das Licht Christi zu sehen: die Verheißung einer solidarischen Welt.

Rechts oben ist Christus dargestellt. Um ihn herum sind Kranke, Verkrüppelte, Kinder und ihre Mütter. Christus teilt Brot und den Wein mit ihnen – wie der Junge auf dem Bild links daneben – gibt er sich – auch in der Fußwaschung die in dieses Bild aufgenommen ist.
Miteinander das Brot teilen. Einander die Füße waschen, einander dienen – so entsteht Gottes Reich mitten in der Welt. So strahlt das Licht Jesu in diese Welt.

Das Bild rechts unten ist ein Gegenbild zu dem daneben:
Kinder sitzen auf dem Tisch, der nun keine Barrikade mehr ist. Getreidehalme mit vollen Ähren umspielen ihre Füße. Es ist das Leben in Fülle, das Jesus verheißt. So sehr diese Verheißung das Jenseits betrifft, das Leben in Gottes Herrlichkeit. Könnte sie nicht auch Gegenwart sein, wenn wir Menschen die Frage beantworten: „Wie viele Brote habt ihr?“
Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt – heißt es in einem Lied! Besonders heute – aber nicht nur heute – sind wir eingeladen zu teilen, was wir haben, damit der Hunger weniger wird und die Menschlichkeit, die uns über die Evolution hinaushebt, zunimmt.

Ans Ende der Ansprache möchte ich einige Sätze von Bischof Theotonius Gomesaus Dhaka/Bangladeschstellen,

Liebe Freunde,
ich heiße euch herzlich willkommen, mit mir einige persönliche Gedanken zur TischSymbolik dieses Hungertuchs zu teilen.
Lasst mich auf der konkreten Ebene beginnen: die Nahrung, die uns zuteil wird, sollen wir behutsam und bewusst essen, um satt zu werden; und wir sollen sie mit Freude kosten und schmecken, um die Güte, die uns widerfährt, bewusst wahrzunehmen. Mit einer solchen Haltung werden wir Zugang zum Geist des Fastens und der Fastenzeit gewinnen.

Ja, lasst uns satt werden und uns stets freuen an dem Brot, das wir essen. Sollte uns im Überfluss diese einfache Freude abhanden gekommen sein, lasst sie uns demütig wieder erlernen von den Armen und all jenen, die hungern. Auch wenn es wie ein Wunder erscheinen mag: Sie freuen sich an der einen, sehr einfachen Mahlzeit am Tag, derer sie vielleicht habhaft werden können.

Lasst uns die Güte der Nahrung erkennen als Gottes tägliches Geschenk an uns, als Geschenk der Erde und unserer Hände Arbeit, ein Geschenk, dem eine Dimension des Heiligen innewohnt, und das uns zuteil wird, damit wir leben können. Die Dimension des Heiligen in unserer Nahrung wird dort umso deutlicher, wo sie von reichen und armen Menschen geteilt wird als Zeichen der Freundschaft und familiären Verbundenheit – auch wenn diese Menschen weit entfernt voneinander wohnen.

Nichts von dieser so wertvollen Nahrung darf vergeudet, nichts weggeworfen werden. Aber wir wissen: es gelingt uns bis heute nicht, die eine, liebevolle Menschheitsfamilie auf der Erde zu schaffen unter dem Zeichen des Täglichen Brotes. Wir sind beschämt und niedergeschlagen. Ja, »wir haben den Hunger satt«, den Hunger, der den Tod bedeuten kann, den Hunger, dessen Schmerzen den Hungernden peinigen. Es gelingt uns nicht, den Hunger unserer Tage zu stillen. Lassen wir, liebe Freunde, jenen inneren Hunger in uns entstehen, der den Hunger aus der Welt verbannen kann.

Hier halten wir einen Moment inne und wagen es, auf jene die Zeiten übergreifende Tischrede im Gebet unseres Herrn zu hören: »Unser tägliches Brot gib uns heute.« Lasst es uns inständig beten, auf dass es für alle Wirklichkeit werden möge. Das Herrenmahl ist die Gnade, die uns leitet, wenn wir unsere täglichen Gaben darbringen und gestärkt werden in der Feier der Eucharistie. Wir beten und versprechen, uns mit all unserer Kraft, mit unserem Körper und unserem Herzen einzusetzen für eine weltweite Kultur und Zivilisation des Täglichen Brotes als Zeichen der Gegenwart seines Reiches unter uns, im Hier und Heute.

Hinterlasse einen Kommentar