28. März 2013: Gründonnerstag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Die drei biblischen Lesungen am Gründonnerstag sind richtige Schwergewichte.
Für unseren christlichen Glauben sind alle drei von großer Bedeutung – alle drei fordern uns heraus – alle drei sind aufeinander bezogen.

Die Fußwaschung gibt mir den Schlüssel, um die befreiende und froh ma­chende Botschaft zu hören. Die Fußwaschung Jesu öffnet mir den Raum für die Freude am Glauben und für die Freiheit in der Beziehung zu Gott.

„Jesus wusste, dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte!“
betont das Johannesevangelium, bevor es den Dienst Jesu an den Jüngern schildert. Es geht gar nicht so sehr darum, dass der Sohn Gottes, sich so erniedrigt – es geht nicht darum, die Geste Jesu noch weiter zu erhöhen:
Nicht „OBWOHL“, sondern „WEIL“ Jesus von Gott kommt, wäscht er seinen Jüngern die Füße und dient ihnen.

Dann gilt natürlich auch für uns Christen, die wir den Namen Christi tragen:
Unser ureigenstes Wesen ist es, dem anderen zu dienen.

Das beginnt in der Familie:
Dass wir da dem Egoismus im täglichen und selbstverständlichen Miteinander keinen Raum lassen, sondern darauf aus sind, einander zu unterstützen und Achtung und Anerkennung zu geben: In der Familie sollen wir unseren Eifer daran setzen, möglichst viel füreinander zu tun, statt uns gegeneinander durchzusetzen.

Jesus lebt uns in der Fußwaschung das Dienen vor – als Grundvollzug seines göttlichen Seins. Genau davon sprechen seine Worte, als er den Jüngern das Brot bricht: Das ist mein Leib für Euch. Das ist mein Blut, mein Leben, das ich gebe – für euch! Damit ihr – wenn ihr die Trauer überwunden habt – umso mehr mir und meinem Wort glauben könnt. Damit ihr das „für dich, für Euch“ zu eurem Lebensideal machen könnt und mir nachfolgen könnt.

Wir nennen uns Christen nach unserem Herrn, den wir Christus nennen – aramäisch: Messias Gottes. Die messianische Sendung Jesu sollen wir weitertragen und weiterleben. Wie Jesus haben wir Gottes Geist in uns und sind gesandt und dazu gesalbt, das Brot zu teilen: mit all den Menschen, die das tägliche Brot entbehren, denen das fehlt, was zu einem menschenwürdigen Leben nötig ist.

Das ist der neue Bund, den Gott durch Jesus begründet und mit uns geschlossen hat. Der Bund der Versöhnung und der der Bund der Treue Gottes zur Schöpfung, der Bund des Lebens, in dem der Mensch davon befreit ist, durch eigenes Tun die Gunst Gottes erwerben zu müssen.

Dieser Bund wird allein von Gott begründet, kein Mensch muss dafür ein Opfer bringen. Der neue Bund ist Gottes Geschenk an den Menschen.
Das ist das neue in diesem Bund. Das Zeichen des Neuen Bundes ist das Brechen des Brotes und das Trinken aus dem einen Kelch.

Dadurch wird der erste Bund Gottes bestätigt und erneuert, an den die ungesäuerten Brote erinnern und an  dem die Juden bis heute festhalten:
Auch der erste Bund ist ein Bund der Freiheit:
Israel ist das Volk Gottes, in dem der Glaube an den einen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, herangereift ist.
Israel hat seine Befreiung aus der Fremdbestimmung und Sklaverei als Gottes machtvolles Handeln gedeutet.
Das Zeichen dieser Freiheit war das Blut der einjährigen Lämmer an den Türpfosten der Israeliten und das ungesäuerte Brot.

Jesus von Nazareth, unser Messias, bekannte sich zu diesem ersten Bund Gottes. Er feierte mit seinem Volk die Befreiung aus der Knechtschaft.
Zugleich hat er diesen Bund erneuert und mit einem neuen Geist erfüllt:

Jesus hat in seiner Lebenshingabe geoffenbart: Kein Mensch muss Gott etwas opfern und Gott opfert niemanden.
Vielmehr gibt Gott sich selbst den Menschen hin, damit sie Mensch werden und damit sie das Leben in Fülle haben.

Schauen wir dankbar und voller Hochachtung auf das Volk Israel und auf die Juden – unsere älteren Geschwister im Gottesglauben:
Denn in diesem Volk wuchs der Glaube an den einen Gott aller Menschen;
Israel suchte als Volk Gottes seinen Weg durch die Zeit. Es sah sich vom „Ich bin da“ geführt und geleitet. Das Paschamahl ist das Zeichen der Freiheit und des Bundes. Dort sind unsere Wurzeln, von denen wir uns nicht abschneiden und nicht trennen können.

Zugleich aber leben wir in dem neuen Bund, der den alten erfüllt:
Weil er Gott ist, schenkt er leben und Versöhnung, dient er dem Menschen und wäscht ihm die Füße.