30. März 2013: Feier der Osternacht

S1

Hier geht es zu den liturgischen Texten:
Beuron

Liebe Schwestern und Brüder!
Heute darf ich noch zweimal mit dem Taufwasser spritzen:

nach der Erneuerung des Taufversprechens
und bei der Segnung der Speisen.

Wir Priester werden immer wieder verdächtigt, dass wir Spaß daran haben, den einen oder die andere besonders intensiv anzuspritzen.
Man hätte es gerne, wenn wir Pfarrer so ein klein wenig boshaft wären – das würde uns so menschlich machen.

Ist es menschlich, boshaft zu sein?
Ist es menschlich, den anderen mit Fleiß zu ärgern?
Ist es menschlich, gegeneinander zu arbeiten, anderen das Leben zu vermiesen – vieles würde noch in diese Reihe passen!

Es ist insofern menschlich, als Menschen das tun.

Aber es ist doch viel menschlicher, mit dem anderen Brot zu teilen,
dem anderen zu helfen, ihm Mut zu machen und dem anderen Gutes zu tun?

Was ist menschlich? Ein Herz aus Stein oder ein Herz aus Fleisch – mit den Worten des Propheten Ezechiel gesprochen!

Warum sind wir hartherzig?
Weil wir uns ärgern, weil wir genug haben, weil wir an uns denken, an unseren Vorteil, …
Ansehen, Geld, Karriere, Stolz – brauchen wir nur (!) in dieser Welt.
Dafür machen wir unser Herz hart. Wenn wir hartherzig sind, handeln wir, als ob wir nicht an das Leben in Gott und bei Gott glauben würden.

Ezechiel spricht als Prophet und verkündet Gottes Wort: Ich lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz aus Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz aus Fleisch. Dann werdet ihr mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.

Gott gibt uns ein Herz aus Fleisch! Gott macht uns menschlich!
Der Glaube an Gott, in den hinein unser Leben mündet, dieser Glaube weckt in uns die wirklich und wahrhaftig menschlichen Regungen:

Wenn wir füreinander einstehen, wenn wir einander vergeben,
wenn wir das Brot teilen, wenn wir Schuld eingestehen,
wenn wir Verständnis haben für die Not des anderen …

dann handeln wir aus der Überzeugung, dass es wichtigeres gibt, als den kurzfristigen Erfolg;
dann merkt man, dass wir an die Zukunft des Lebens glauben.

Denn Barmherzigkeit, Frieden und Versöhnung, Gerechtigkeit, Liebe und Wahrheit – diese Werte sind wertvoll in dieser vergänglichen Welt;
sie sind der Nährboden für die Zukunft des Lebens und der Welt
und Sie bleiben auch im zukünftigen Leben, das wir von Gott erwarten.

Schwestern und Brüder, wir feiern Ostern, weil das Leben den Tod besiegt.
die Liebe den Hass, die Wahrheit die Lüge, die Hoffnung die Angst.

Freuen sie sich auf die paar Tropfen des frischen Taufwassers:
Es ist das Wasser des Lebens,
es ist das Wasser, das unseren Geist von der Bosheit reinigt,
es ist das Wasser, das unser Herz von der Angst befreit,
es ist das Wasser, das Hoffnung, Vertrauen und Liebe nährt.

Wer mit dem Wasser der Taufe in Berührung kommt,
wer Jesu Botschaft hört und ihm glaubt,
der empfängt von ihm ein neues Herz,
ein Herz aus Fleisch, ein wahrhaftig menschliches Herz.

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