Gänseblümchen

Mit dem Glauben an Christus und mit der Gemeinschaft des Glaubens ist es wie mit einem Gänseblümchen.

Mögen auch viele darauf trampeln und es in die Erde drücken.
Meist richtet es sich wieder auf, blüht weiter und der Wind verteilt seine Samen, so dass es nächstes Jahr wieder (noch mehr) Gänseblümchen gibt.

12. Januar 2014: Fest Taufe Jesu

Taufe Jesu Taufbecken

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Was macht Marie aus Ruanda mit ihren Kindern in Deutschland?
Warum gibt es in Palästina und Israel und im ganzen Nahen Osten immer weniger Christen?

Flucht und Vertreibung sind millionenfache traurige Realität!
Ob Verfolgung, Krieg, Vertreibung oder Überlebensangst – die Ursache der Flucht waren: Flüchtlinge sehnen sich nach Frieden, nach Sicherheit – und wollen meist, wenn es irgendwie ginge, wieder zurück in ihr Land.

Versetzen sie sich einmal in die Lage eines Flüchtlings, der sein Schicksal mit vielen anderen teilt und hören Sie dann diese Worte:

Seht, da ist mein Erwählter. Er bringt den Völkern das Recht.
Er schreit nicht und lärmt nicht. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Doch löscht er nicht aus! Er bringt wirklich das Recht. Auf sein Gesetz warten die Inseln.

Wie hört sich das an in den Ohren einer Zwangsprostituierten in Deutschland, die unter falschen Versprechungen aus Osteuropa hierher gelockt wurde?
Wie hört sich das an in den Ohren der Menschen auf Lampedusa?
Wie hört sich das an in den Ohren von Menschen, die in Deutschland, Frankreich, Österreich eine Zukunft suchen und hier nicht arbeiten dürfen?

Vielleicht aber, Schwestern und Brüder, ist uns die Situation gar nicht so fremd: Wir fühlen uns manchmal wie ein zerknicktes Rohr oder wie ein Docht, der nur noch glimmt, aber nicht genügend Öl findet, um zu brennen.
Misserfolg, Schmerzen und Krankheit, persönliche Krisen und Enttäu­schungen machen uns mutlos und verzweifelt, rauben uns Kraft und Energie.

Wer verschafft den Unterdrückten Recht?
Wer hilft denen an ihre eigene Würde zu glauben, die in Massenunterkünften hausen müssen ohne persönlichen Schutzraum?
Wer bringt Licht dorthin, wo das Dunkel ist?

Jesu Jünger müssen die ersten sein, die für die Menschen eintreten, die ihre Heimat verloren haben:
Ob es nun Flüchtlinge sind aus fernen Ländern, oder Menschen, die in irgendeiner Weise in eine schwierige und hoffnungslose Lage geraten sind.
Jesu Jünger müssen die ersten sein, die andere aufrichten, die erlöschen­de Lebenskraft wieder entfachen und dabei helfen, eine neue Zukunft zu finden.
Und zwar deshalb, weil Jesus es vorgelebt hat;
deshalb, weil er den Kranken, den Menschen am Rande beisprang, denen die nichts galten, die sich ausgeschlossen hatten oder ausgeschlossen wurden.
Er vertrieb die bösen Geister der Selbstentwertung, der Angst, der Verzweiflung und gab den Menschen den Glauben zurück, dass sie zum Leben berufen sind, dass sie kostbar und wertvoll sind.

Dass Jesus mit seinem Leben vor 2000 Jahren und mit seiner Botschaft auch heute noch diese Kraft entfalten kann, liegt an uns, die wir uns nach ihm Christen nennen: es liegt an uns, dass wir nicht nur seinen Namen tragen, sondern wirklich als seine Jünger und Schüler handeln:
Der Geist Gottes kam auf Jesus herab, die Kraft und Weisheit Gottes war in ihm. In Gottes Kraft hat er gehandelt und die Menschen befreit.

Und er sagt: Ich lege meinen Geist in euch! Oder mit anderen Worten:
Meine, Gottes, Kraft ist in euch, damit ihr das Gute schafft.

5. Januar 2014: 2. Sonntag nach Weihnachten

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Wer ist Jesus eigentlich?

Viele halten Jesus für ein großes Vorbild der Menschlichkeit und schätzen ihn wegen der „Werte“ des Evangeliums.

Das ist auch berechtigt: denn Jesus ist ein Symbol für Barmherzigkeit, Frieden, Versöhnung und Einheit. Wer in dieser Weise auf Jesus hört und innerlich seiner Lehre zustimmt, kann sicher sagen, dass er an Jesus glaubt.

Ist das alles? Jesus als Vorbild der Menschlichkeit? – reicht das, um ihn zu verstehen?

Wohl ist die „Nächstenliebe“ zentral in Jesu Botschaft. Sie ist das wichtigste Gebot. Wie aber Jesus die Nächstenliebe deutet, geht weit über das hinaus, was unter Menschen, die es gut mit anderen meinen, üblich ist:
„Verkaufe alles, was Du hast!“ „Wenn Dich einer auf die linke Wange schlägt, halte ihm auch noch die rechte hin.“ „Wenn einer den Mantel von dir will, gib ihm auch noch das Hemd!“ „Der Größte unter euch soll der Diener aller sein!“ – Diese Aufzählung lässt sich fortsetzen. Das ist weit mehr als „lieb“ sein.

Jesus ist der Bote radikaler Nächstenliebe – ist damit umrissen und beschrieben, wer Jesus war?
Die vier Evangelisten sind sich darüber einig, dass es anders ist:
Die zentrale Botschaft Jesu ist: „Das Königreich Gottes ist mitten unter euch!“ Wenn ich sagen möchte, wer Jesus ist, muss ich als erstes sagen:

Er hat Gottes Reich verkündet und in ihm, seinem Handeln und seiner Verkündigung ist es angebrochen. Die Liebe Gottes zu seinen Kindern und zu seiner Schöpfung, sowie die Liebe zu Gott und zum Nächsten hat Jesus als das wichtigste im Reich Gottes erklärt.

Jesus hat also etwas mit Gott zu tun. Er versteht sich von Gott her und er lebt, um Gottes Willen zu tun und die Menschen für ihn zu begeistern.

Wer ist Jesus? – In welcher Beziehung steht Jesus zu seinem Gott, zum Gott Israels, den er seinen und unseren himmlischen Vater nennt?
Wer ist Jesus? Das lässt sich nicht beantworten, ohne auch darauf eine Antwort zu suchen.

Die Evangelien und die Briefe der Apostel reichen nachweislich bis ins erste Jahrhundert zurück, also unmittelbar bis zur Zeit des Lebens Jesu.
Diese Schriften aus der urchristlichen Überlieferung beantworten diese Frage mit dem Titel: „Sohn Gottes“!

Die Stimme aus dem Himmel sprach: „Das ist mein geliebter Sohn!“ Der Hauptmann unter dem Kreuz bekennt: „Wahrhaftig dieser Mensch war Gottes Sohn.“

Was aber ist damit gemeint? Was bedeutet Sohn Gottes?

Das Johannesevangelium kann dasselbe ausdrücken mit den Sätzen:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“

Lukas kann es ausdrücken mit der Geschichte vom Engel Gabriel, der Maria die Botschaft bringt. Matthäus beschränkt sich auf die Bemerkung: „Es zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete durch das Wirken des Heiligen Geistes.“
Wir Theologen heute sprechen in abstrakter objektivierter Sprache von der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus.
Die früheren Theologen sagten: Er ist eines Wesens mit dem Vater, gezeugt nicht geschaffen.“

Jesus ist der Sohn Gottes – das sagen wir Christen aller Konfessionen.
Es ist eine größte innerliche Nähe zu Gott angesprochen.
Es ist eine Sendung von Gott her angesprochen.
Wer mich hört, hört den Vater im Himmel! Ich bin gesandt, um seinen Willen zu tun.

Doch über all dem brauchen und sollten wir nicht vergessen: Jesus sagt: Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater! Wir sind als Söhne und Töchter Gottes – jedenfalls, wenn wir an Jesus, den Sohn Gottes und an sein Wort glauben.

1. Januar 2014: Neujahr

Hier geht es zu den biblischen Texten: Schott

„Kommt, wir gehen nach Bethlehem!“ sagten die Hirten zueinander – so folgten sie der Botschaft: „Euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, der Messias, der Herr!“
Die Hirten kommen also zum Stall und finden Maria und Josef und das Kind in der Krippe. Wenn sie die Aufgabe des Evangelisten hätten, wie würden sie die Begegnung der Hirten mit der Heiligen Familie beschreiben?

Lukas entwickelt die Szene sehr logisch und verständlich, finde ich: Die Hirten erklären, warum sie zum Stall gekommen sind.
Der Bericht der Hirten versetzt „alle“ die sie hörten in „Staunen“, selbst Maria, die das Kind empfangen und zur Welt gebracht hatte. Sie bewahrte alles in ihrem Herzen und dachte darüber nach.

Die Hirten aber kehrten zu ihrer Herde zurück und waren voll Freude und priesen Gott – so wie die Engel, die ihnen die frohe Botschaft verkündet hatten.

Schwestern und Brüder,  das Lukasevangelium stellt besonders heraus, dass Jesu den Armen und Kranken und Sündern das Reich Gottes verkündete und ihnen die Rettung, die Versöhnung brachte – also den Menschen, die Grund hatten, mit ihrem Leben, ihrer Geschichte, ihrem Schicksal und mit sich selbst unzufrieden zu sein – so wie die Hirten auf dem Feld.

Ihnen verkündet Jesus den Frieden! Ihnen verkündet Jesus, dass Gott sie liebt – sie, die von aller Welt schief angeschaut und verachtet werden. „Gott straft sie für ihre Sünden“ so redet man von ihnen. –
Jesus aber sagt: Kommt zu mir. Ich lege euch keine schweren Lasten auf. Bei mir findet ihr Ruhe und Frieden!“

In den Hirten dürfen und sollen wir  uns erkennen:  Zu ihnen dürfen wir uns stellen. Mit ihnen hören wir die Botschaft des Friedens, der Versöhnung, der Befreiung vom Zwang des Gesetzes.
Deshalb haben wir die Geburt Jesu gefeiert.

Jetzt, da wir Jesus gesehen und gehört haben, jetzt, da wir zum Glauben gekommen sind, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, jetzt können wir es wie die Hirten machen:
Gott loben und preisen und zur Herde zurückkehren – also zu unseren täglichen Aufgaben.
Wir müssen nicht unser ganzes Leben ändern, damit Gott uns liebt!
Wir müssen nicht darauf warten, dass wie durch einen Blitz alles ganz anders und besser wird!
Nein: in unser Leben hinein klingt die Botschaft: Euch ist der Retter geboren! Bei ihm findet ihr Frieden!
Das macht uns Mut – heute am ersten Tag eines neuen Kalenderjahres – nachdem wir die Geburt Jesu gefeiert haben:

In unserem Leben – so wie es ist und werden kann – finden wir ihn, der uns Frieden gibt.