30.03.24: Osternacht

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Gleich hernach werde ich Sie fragen:
„Glaubt ihr an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferstand und zu Rechten des Vaters sitzt?“

Dass Jesus geboren wurde – das muss man nicht bezweifeln.
Dass er gelitten hat und begraben wurde – das gilt als sicher, schon wegen historischer Funde und Dokumente: zum Beispiel zeigt ein Spottbild einen Menschen mit Eselskopf am Kreuz und darunter den verächtlichen Satz: Alexaminos betet seinen Gott an.

Dass Jesus der Sohn Gottes ist, der nach dem Tod auferstand, zur Rechten des Vaters sitzt und wiederkommen wird, um die Lebenden und Toten zu richten – das kann man nicht wissen und nicht beweisen!

Daran „glauben“ wir. Dieses glauben hat natürlich nichts zu tun mit dem vielleicht oder vielleicht auch nicht. Wer sagt: „ich glaube“ meint:
„das gilt für mich“ – „Amen“. Darauf baue ich mein Leben auf.
Mit dem „Glauben“ reagiere, antworte ich auf Jesus. Ich reagiere auf Gott, der sich in Jesus zu erkennen gegeben hat.

Ich kann daran glauben und darauf mein Leben aufbauen, weil es gut bezeugt ist: die Evangelien enthalten die Erinnerungen der Augenzeugen an sein Leben: Reich Gottes, ewiges Leben, Vergebung der Sünden, himmlischer Vater, die Liebe zum Mitmenschen – all das wird von Jesus berichtet. Und ebenso auch: „Er ist auferstanden von den Toten.“

Das ist so unglaublich! Weil es so unglaublich ist, sagen wir: „Es ist noch keiner zurückgekommen und hat uns erzählt, was nach dem Tod kommt.

Wer könnte sich diese Unglaublichkeit ausdenken? So verschieden und im Detail widersprüchlich die Ostergeschichten in den Evangelien sind:
Alle verkünden – je auf eigene Art: Jesus ist auferstanden.

Was ist passiert? Was haben die Jünger erlebt, die Frauen, Maria Magdalena zum Beispiel? ¨

Was sie gesehen haben, was sie gehört haben, ist nicht zu ergründen. Aber wie sie das verändert hat, das ist offensichtlich:

Sie verloren ihre Angst. Sie verkündeten die Auferstehung.
Sie unternahmen lange Reisen, um zu verkündigen.
Sie glaubten an die Gotteskindschaft.
Sie versammelten sich zum Brotbrechen.
Sie lebten in einer neuen Wirklichkeit:
       im Reich Gottes, das Jesus gebracht hat.
Und sie waren ansteckend:
in kurzer Zeit wurde ihre Gemeinschaft immer größer.

Heute feiern wir die Auferstehung Jesu und der Glaube daran prägt uns:
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       verzweifeln wir nicht – auch wenn manches zum Verzweifeln ist.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       haben wir den Drang zu helfen –
       auch wenn wir nicht jede Not wenden können.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       hoffen wir immer, dass es ein „Morgen“ gibt
       und dass heil wird, was verwundet ist.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       können wir auch Schmerzen annehmen, Lasten tragen.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       bemühen wir uns, jeden Tag, gut zu sein.

Ich kann gut damit leben, dass ich nicht ergründen kann, was genau passiert ist, als Jesus auferstand und als er den Jüngerinnen und den Jüngern erschien.

Ich setze aber darauf, dass am offenbar wird, dass es richtig ist, an seine Auferstehung zu glauben und daran, dass er der Sohn Gottes ist.

Unsere von Gewalt und Hass gepeinigten Mitmenschen brauchen dringen die Hoffnung und den Glauben an das Gute, das sich durchsetzt.
Denn die Hoffnung hat die Kraft, sie zu befreien.
Wollen Sie Zeugen der Hoffnung sein,
die vom Glauben an die Auferstehung kommt?

29.03.24: Karfreitag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder Jesu,
ich möchte sie heute mitnehmen zu einigen Gedanken über die Frage des Pilatus: „Was ist Wahrheit?“

Jesus hatte vorher zu Pilatus gesagt: „Ich bin ein König. Und ich bin in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“

Welche Wahrheit?

Es gibt die einfache Unterscheidung:
Jemand sagt die Wahrheit oder die Unwahrheit.
Wenn er zum Beispiel erklärt, warum er etwas nicht getan hat, was er eigentlich hätte tun sollen.

Zu dieser einfachen Unterscheidung war Pilatus wahrscheinlich auch fähig.

Es gibt aber auch die Suche nach der Wahrheit, wenn jemand herausfin­den will, wie es wirklich ist: Viele Naturwissenschaftler widmen sich dieser Suche: So wurde entdeckt, dass die Erde rund ist, dass sie um die Sonne kreist und dass Blitz nicht vom Himmel geschleudert werden, sondern durch die Entladung elektrischer Spannung entstehen.

Es lohnt sich, einer Sache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wie es wirklich ist. – Mit solchen Fragen hat sich Jesus aber nicht befasst.

Für welche Wahrheit hat also Jesus Zeugnis abgelegt – bis hin zur Anklage beim Hohen Rat und beim römischen Statthalter Pilatus.

Was ist die Wahrheit, von der Jesus spricht?

Wenn jemand behauptet, die „Wahrheit“ zu kennen, werden wir heute misstrauisch: Unsere Welt ist so kompliziert, die Probleme sind so verwickelt, dass niemand sagen: „Ich weiß die Lösung“

Ist Jesus womöglich ein solcher Radikaler, einer, der seine angebliche Wahrheit allen überstülpt und alle zu Feinden erklärt, die seine Wahrheit nicht teilen?

Das aber nun auch wieder nicht: er hat zwar diskutiert und musste sich gegen den Vorwurf wehren, der Teufel rede aus ihm. Aber er selbst hat offenbar niemandem Böses gewunschen oder getan.
Das lag ihm am allermeisten fern.

Aber die Wahrheit, die für die er Zeugnis ablegte – bis hin zu Pilatus, der über sein Leben zu entscheiden hatte – war ihm so wichtig, dass er dafür den Tod auf sich nahm.

Für welche Wahrheit hat Jesus gelebt und ist er gestorben?

Haben sie eine Idee? Was ist die Wahrheit Jesu?

Im Gespräch mit Nikodemus, der dabei war, als Jesus ins Grab gelegt wurde, hat Jesus seine Wahrheit gesagt. Es gibt noch mehrere Sätze, besonders im Johannesevangelium, die diese Wahrheit ähnlich formulieren:

Zu Nikodemus sagte er: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.“

Zu Marta sagte er nach dem Tod des Lazarus:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Das also ist die Wahrheit, für die Jesus in den Tod gegangen ist. Es blieb ihm gegenüber uns Menschen, unserer Eifersucht, unserem Leid, unserer Angst und Feigheit, unserem Machthunger nichts anderes übrig,
als sich für seine Wahrheit kreuzigen zu lassen, damit diese Wahrheit wirklich gilt und glaub-würdig bleibt für uns.

Jesu Tod war deshalb wirklich ein Tod für uns. Er hat für uns Zeugnis abgelegt, dass jeder, der an ihn glaubt und in ihm die Stimme und die Wahrheit Gottes erkennt, das ewige Leben hat.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir können nichts besseres tun, als an Jesus zu glauben und an die Wahrheit, für die er mit seinem Leben und Sterben Zeugnis gegeben hat.

Amen.