11.05.24: 7. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Im menschlichen Körper gibt es ungefähr 200 Knochen, 650 Muskeln und 79 Organe. Sie alle sind aufeinander abgestimmt und bilden jene Einheit, in der wir uns als eigenständige Person wahrnehmen:
Wir haben Bedürfnisse, Fähigkeiten, Wünsche, Sehnsüchte. Wir freuen und ärgern uns, setzen uns Ziele und verfolgen sie.

Wir sind eine Einheit und bilden mit vielen anderen Personen die Einheit unserer christlichen Gemeinde, unserer Stadtgesellschaft usw.

Die Einheit und Verbundenheit mit Gott hält uns zusammen. Jesus hat uns in diese Einheit hineingenommen. Wir grüßen ihn und rufen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
vielfältig ist das Leben auf dieser Erde: die Biene, die die  Blüten bestäubt; das Wildschwein, das im Wald lebt, die Dotterblume mit ihrem kräftigen Gelb und die Zeder, die höher wird als andere Bäume, der Wal, der majestätisch durch die Meere kreuzt und die Forelle, die von Franz Schubert besungen wurde  – nicht zu vergessen, die Flechten und Pilze und die vielen kleinen unsichtbaren Lebewesen in Luft und Wasser.

Vielfältig ist die Erde selbst: Fluß und Tal, Berg und Hügel, Wüste und Aue.

Dies alles gehört zu der einen Erde und alles ist miteinander verbunden. Unsere Erde ist eine Einheit – in aller ihrer Vielfältigkeit.
Eine Einheit, weil alles in der Welt an die Schwerkraft gebunden ist und ebenso Anteil hat an der Unbestimmtheit der kleinsten Elementarteilchen, deren Bewegungen nicht vorhersagbar sind.

Der Blick auf diese staunenswerte Einheit eröffnet uns vielleicht das Verständnis, was das Johannesevangelium meint, wenn Jesus beim Abschied von seinen Jüngern betet:
„Bewahre sie in deinem Namen, damit sie eins sind, wie wir eins sind.“

Jesus und sein Vater sind nicht die gleichen aber sie gehören untrennbar zusammen und beide haben nur ein Lebensprinzip: die Liebe.
Jesus betet, dass wir, seine Jünger, ebenso „eins“ sind: wir gehören untrennbar zusammen – in all unserer Vielfältigkeit. Was uns eint, ist die Wahrheit, die Jesus verkündet hat: Dass die Menschen, die an ihn glauben, auferstehen zum ewigen Leben und dass Gott nicht vorhat, die Menschen zu richten, sondern sie zu retten.

Die Einheit aller Dinge und Lebensweisen auf der Erde, dass alles zusammengehört ist ein Bild für die Einheit der Glaubenden mit Jesus und Gott und untereinander.

Wenn Johannes hingegen von „der Welt“ spricht, ist etwas ganz anderes gemeint: nämlich, Menschen die Einheit nicht anerkennen, sondern sich loslösen und für sich sein möchten.

Jesus sagt: Gott hat ihm die Jünger aus der „Welt“ gegeben und er hat sie hineingenommen in die Zusammengehörigkeit.

Jetzt geht Jesus heim zu seinem Vater und betet für uns, seine Jünger:

Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.

Wir leben tatsächlich in der Welt: Wir leben unter Menschen, die sich loslösen, die die Zusammengehörigkeit leugnen:

  • Die Milliardäre, die den größten Teil des Arbeitsertrags zu sich lenken und es denen nehmen, die hart arbeiten.
  • Die Nationalisten, die das Trennende hervorheben, die nicht nur den Wettstreit betonen, sondern sogar andere Nationen abwerten und das eigene für besser halten als das Fremde.
  • Wir leben in einer Welt unter Menschen, die nicht an das Gute glauben, sondern an Konkurrenz und Macht, an Durchsetzen und Sieg.

Jesus betet nicht dafür, dass wir aus der Welt genommen werden, sondern, dass wir davor bewahrt bleiben, dieses Böse anzunehmen und die Wahrheit zu leugnen, die Jesus verkündet hat:

Dass wir eine Einheit sind und dass wir alle zusammengehören.

Liebe Schwestern und Brüder,
darum geht es auch, wenn wir im Vater Unser beten:
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse, befreie uns von dem Bösen.

Denn das Böse leugnet die Zusammengehörigkeit, das Böse leugnet, dass alles auf der Welt zusammengehört und voneinander abhängig ist.

In Wahrheit aber sind wir alle verbunden, weil unser Leben sich aus der gleichen Quelle nährt: aus der schöpferischen Liebe Gottes, die alles verbindet und eint.

Fürbitten

Lektorin: Himmlischer Vater, du bist die Quelle des Lebens. Durch dich ist alles miteinander verbunden. Wir beten zu dir:

Gott, himmlischer Vater                    V/A: Stärke unsere Liebe

Lektorin: Gott, du bist der Ursprung und das Ziel allen Lebens. Wir preisen dich für deine wunderbare Schöpfung, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

05.05.24: 6. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Was sagt man zum Abschied?
Ich meine nicht einen Abschied in Wut und Zorn, wo man vielleicht sogar unter Schimpfen und Fluchen auseinander geht.
Was sagt man zum Abschied von Menschen, die man mag, mit denen man gerne zusammen ist, die man schätzt und die man sogar liebt.
Was sagt man beim Abschied, wenn es ein Abschied für lange Zeit ist oder gar für immer?

Das Johannesevangelium gestaltet den Abschied Jesu von seinen Jüngern – am Tag vor seiner Hinrichtung – ganz anders als die anderen Evangelien – auch wenn die Aussage in die gleiche Richtung geht: „Ich für euch“.

Jesus spricht zu den Jüngern darüber, was sie ihm bedeuten, was er für sie sein will und tun will. Und er spricht auch davon, was er von ihnen erhofft. Er spricht sogar im Imperativ. Das was er ihnen aufträgt, ist nichts anderes als das, was er ihnen die ganze Zeit vorgelebt hat.

Der Ton dieser Worte ist ernst, innerlich, zu Herzen gehend und vor allem voller zärtlicher und liebevoller Zuwendung.

So richtig wird uns das bewusst, wenn wir uns in dieses Zusammensein hineinversetzen; wenn wir sozusagen zwischen den Jüngern und Apostel unseren Platz einnehmen.

Die Worte Jesu gelten uns in der gleichen Intensität wie den Jüngern damals. Hören wir nochmal darauf, was Jesus zu uns sagt:

Gott liebt mich als seinen Sohn – genauso liebe ich euch.
Verlasst euch darauf und zweifelt nicht daran.

Wenn ihr lebt, wie ich es euch gezeigt habe,
werdet ihr nicht ins Zweifeln kommen.

So ist es auch bei mir: Ich habe gelebt, wie es mir mein Vater gesagt hat
und habe nie an seiner Liebe gezweifelt und werde nicht zweifeln.

Das sage ich euch, damit ihr mit der gleichen Freude erfüllt seid wie ich.

Das einzige, was nötig ist:
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!

Mehr als ich euch liebe, kann niemand lieben:
Ich gebe mein Leben für euch.

Ihr seid meine Freunde.
Ich habe euch alles gesagt. Alles, was gut und wahr ist.

Dazu habe ich euch erwählt.

Ich trage euch nur eines auf:
Liebt einander!

Liebe Schwestern und Brüder,
wer wäre nicht angerührt, zu Tränen gerührt, bei solchen Abschiedsworten eines Freundes!

Diese Worte sind so stark, dass sie weiterwirken –
auch in der Zeit danach – bis heute.

Auch in uns.

Sie bewegen uns zu dem Entschluss:

Wir wollen einander und die Mitmenschen lieben –
so wie wir von dem geliebt sind,
aus dem alles Leben hervorfließt.

Aus Gott, der die Liebe ist.
Liebe heißt: Ich will, dass du lebst!

Gott ist die Liebe.

Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott und Vater Jesu und unser Vater, du liebst alles, was du geschaffen hast. Wir bitten dich:

Gott, liebender Vater‑            V/A Schenke Heil und Leben

  • Wir beten für die Menschen, die alleine Leben: dass sie Zuwendung und Anerkennung und Wertschätzung erfahren.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für Kinder, Frauen und Männer, die sich nach Liebe und Zuneigung sehnen: dass ihre Sehnsucht gestillt wird.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für die Erzieherinnen und Erzieher, die Kindern in ihren Einrichtungen Sicherheit und Geborgenheit schenken wollen.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für alle, die einander Freunde sind: dass sich ihre Freundschaft bewährt und sie füreinander da sein können.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für die Kommunionkinder und Firmlinge: dass ihr Glaubensweg weitergeht und sie im Glauben Freude und Halt finden.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben

Lektorin: Guter Gott, wir danken dir für deine Liebe, mit der du uns umgibst, wie die Luft, die wir atmen. Sei gepriesen in Ewigkeit.
A: Amen.