Hier geht es zu den Texten der Liturgie: ![]()
Einführung:
Wir sind zusammen und singen und beten miteinander. Wir wünschen uns Einheit und Harmonie. Wir wollen uns wohl fühlen. Das ist alle gut und recht.
Aber wann haben Sie das letzte Mal gestritten? Mit wem? Weshalb?
Streit – also die Auseinandersetzung um verschiedene Meinungen und Standpunkte ist nicht böse.
Streit bedeutet ja nicht Feindschaft, sondern suche nach dem richtigen Weg. Der ist nicht immer leicht zu finden. Da können Menschen schon verschiedener Meinung sein.
So schön die Harmonie ist. Die Suche nach dem besseren und schönerem sollte ihr nicht zum Opfer fallen!
Jesus hat den Streit nicht gescheut. Lieber trat er für die Liebe ein, als sie der Harmonie und seinem Ansehen zu Opfern. Zu ihm rufen wird:
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
in der christlichen Gemeinde wurde schon immer hart gerungen und gestritten.
Seit mehr als 30 Jahren beschäftigen uns die Fragen, ob Priester ehelos leben müssen, ob Geschiedene, die wieder heiraten zur Kommunion gehen dürfen, ob gleichgeschlechtliche Sexualität eine Sünde ist, ob Frauen das Weihesakrament empfangen können und ob nicht nur Bischöfe und Priester sondern alle Christen in der Kirche mitbestimmen sollten.
Der Streit wird manchmal sehr erbittert geführt. Vor allem die Vertreter der jeweils jetzt geltenden Regeln neigen dazu, diejenigen auszugrenzen, die Änderungen fordern. Ihnen wir vorgeworfen, sie seien ungehorsam und spalterisch und wären dem Zeitgeist verfallene Christen und würden die „reine“ kirchliche Lehre nicht anerkennen. Manchmal werden sie sogar mit kirchlichen Strafen zu belegen.
Auch der vorige Papst Franziskus wurde von einigen Kardinälen der Irrlehre bezichtigt. Das muss uns nicht wundern:
Denn auch In der urchristlichen Gemeinde gab es Streit – heftigen Streit darüber, ob die sogenannten Heiden – also Griechen und Römer, die keine Juden waren ‑ so einfach getauft werden können – oder ob sie auf das Gesetz des Mose verpflichtet werden sollten.
Damals setzte sich die freiere Einstellung durch:
Wenn Griechen oder Römer den Glauben an Jesus und seine Botschaft annehmen, sind sie allein dem christlichen Glauben verpflichtet. Die 613 Gesetze des Judentums gelten nicht für Christen – also auch nicht für aus dem Judentum kommende Christen.
Eines fällt mir an der Auseinandersetzung auf:
Der Streit wurde von den Aposteln und den Ältesten entschieden – nicht von allen Christen.
Und so ist es in der Kirche bis heute: es entscheiden die Nachfolger der Apostel – die sogenannten Laien, Frauen und Männer in der Kirche entscheiden nicht mit.
Es ist verständlich, dass man danach ruft, dass die besonders im Glauben verankerten entscheiden sollen, denen man mehr als sich selbst zutraut, dass sie im Geist Jesu entscheiden.
Dennoch möchte ich auf den korrigierenden Faktor hinweisen, den das Johannesevangelium in der Abschiedsrede Jesu zur Sprache bringt:
„Der Beistand, der Heilig Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wir euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Der Heilige Geist wird uns Jünger lehren!
Wir brauchen also keine Angst haben, dass wir „alleine“ und auf uns gestellt wären. Der Heilige Geist hilft uns zu erkennen, wie wir Jesu Werk der Versöhnung und Befreiung weiterführen können und sollen.
Den Heiligen Geist empfangen aber alle Getauften. Er kann sogar in denen wirken, die nicht an Christus glauben und wirkt auch in ihnen.
Das heißt:
Keineswegs können nur die Bischöfe erkennen, wie sich die Kirche weiter entwickeln soll. Alle Glaubenden sind fähig, sich mit den Fragen der Zeit zu befassen. Je mehr jemand sich dem Geist öffnet und an Gottes Liebe glaubt, desto mehr lehrt ihn der Heilige Geist.
Das ist kein Privileg der Bischöfe. Der Geist weht, wo er will!
Daraus folgt auch, dass nicht alles, was früher entschieden wurde, für immer und ewig gelten muss. Was früher als unmöglich eingeschätzt wurde, kann heute das Richtige sein.
Entscheidend ist, dass wir uns fragen: „Was lehrt uns der Heilige Geist?
Wozu drängt uns der Glaube an Gottes Liebe zu uns?“!
Kirche ist nicht dazu da, Traditionen zu bewahren – Kirche ist dazu da, dass alle Welt vom Glauben an Gottes Liebe erfüllt ist.
Das ist das oberste Ziel und der größte Wert.
Allgemeines Gebet
Lektor/in: Gott, du hast uns deinen Geist geschenkt, der uns antreibt und der in uns betet:
Gott, Heiliger Geist (L/A) stärke die Liebe und lehre uns.
- Viele Menschen leiden unter Gewalt und Krieg. Für sie beten wir, dass sie den Frieden gewinnen.
- Gott, Heiliger Geist (A) stärke die Liebe und lehre uns.
- Wir beten für die Opfer von Verbrechen und Gewalttaten: dass sie gesund werden an Leib und Seele und die Hilfe finden, die sie brauchen.
- Gott, Heiliger Geist (A) stärke die Liebe und lehre uns.
- Wir beten für unser Land und für alle Länder in der Europäischen Union: Dass wir den Frieden und die Freiheit bewahren.
- Gott, Heiliger Geist (A) stärke die Liebe und lehre uns.
- Wir beten für unsere Gesellschaft: dass die Ausbeutung und die Ungerechtigkeit verringert werden und die Gerechtigkeit zunimmt.
- Gott, Heiliger Geist (A) stärke die Liebe und lehre uns.
- Wir beten für unsere Kirche und für alle christlichen Kirchen: dass wir auf die Stimme des Heiligen Geistes hören und Jesu Werk der Versöhnung und Befreiung weiterführen.
- Gott, Heiliger Geist (A) stärke die Liebe und lehre uns.
Lektor/in: Gott, du bist das Leben, du schenkst das Leben und du liebst das Leben. Wir danken dir, dass dein Geist in uns ist und durch uns wirkt, bis wir alle vereint sind in deiner Herrlichkeit. Amen.