03. Januar 2016: 2. Sonntag der Weihnachtszeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Sie kennen sicher die 7 Gaben des Heiligen Geistes:
Weisheit ‑ Einsicht ‑ Rat ‑ Stärke ‑ Gottesfurcht ‑ Erkenntnis – Frömmigkeit.

Das sind die Gaben des Heiligen Geistes – sie kommen also von Gottes Geist – es sind also die Gaben Gottes.
Wir gehen wohl nicht in die Irre, wenn wir sagen: Gott verfügt selbst über diese Gaben, Eigenschaften und Fähigkeiten in vollkommener Weise – mehr als ein Mensch darüber verfügen kann.

Die Weisheit redet heute in der ersten Lesung: Aber nicht die Weisheit eines Menschen, sondern Gottes Weisheit spricht:

„Vor der Zeit hat er mich erschaffen und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht!“

Die Weisheit Gottes ist ewig, wie Gott selbst. ‑ Das ist nicht überraschend: wie sollte es anders sein. Aber was die Weisheit noch über sich sagt – DAS ist überraschend: Die Weisheit soll in Jakob wohnen, also in den Nachkommen des Jakobs, der seinem Bruder das Erstgeburtsrecht stahl und der dennoch zu einem Gottesmann heranreifte, der schließlich der Verheißung und dem Segen Gottes mehr traute als seinen durchaus respektablen menschlichen Fähigkeiten.

Die Weisheit Gottes fasste Wurzel heißt es, im Volk Israel – also in dem Volk, das Gott in besonderer Weise erwählt hat, um zum Segen für die Völker der Erde zu werden.

Da stocken meine Gedanken: Israel ist wahrlich nicht einfach zum Segen der Völker geworden: die Heilige Schrift erzählt ausführlich und häufig von den Kriegen und Schlachten, in denen Israel den Gegner niedermetzelte, ausrottete – Menschen und Tiere – und das auf Gottes Geheiß hin – jedenfalls in den Worten der Menschen, die die Heilige Schrift verfasst haben – obwohl sie die Weisheit Gottes nur unvollkommen erfassen konnten – wie durch fast undurchdringlichen Nebel.

Auch heute kann man die Politik des Staates Israel zu recht in Frage stellen und kritisieren: selbst Bürger des Staates prangern an, dass die Menschenrechte dort nicht allen Bewohnern des Landes gewährt werden.

Ist es nicht eher töricht, wenn Gott seine Weisheit in die Menschen einwurzeln lässt und sich so an die Menschen bindet, da die Menschen seine Weisheit verfälschen, verwässern, nicht erfassen, nicht aufnehmen, ja sogar verachten?

Doch allen diesen Verfehlungen zum Trotz:  dieses Volk, das Volk Jakobs, bewahrt die Weisheit Gottes: dass Gott der eine Schöpfer ist und dass alle Menschen in ihm ihren Ursprung haben. Dass niemand lebt und leben kann, außer durch Gottes Kraft und Geist.

In Jakob und dem ganzem gläubigen Volk Israel lebt die Weisheit, dass Gott Liebe ist und dass er alle seine Geschöpfe liebt, dass alle Völker seinen Segen erlangen sollen. Die Weisheit, dass der Mensch von Gott gerufen ist, seine Menschenfreundlichkeit zu lernen.

Schließlich und endlich erkennen wir in einem Sohn des Volkes Israel die menschgewordene Weisheit Gottes: Ein Nachkomme Jakobs wurde zum Retter und Erlöser aller Menschen. Wir, die auf ihn hören, die ihm seine Botschaft glauben, wir sind durch ihn zum Volk Gottes geworden:

Das Volk Israel wird immer das Volk bleiben, in dem Gottes Weisheit wurzelt. Jesus, der diesem von Gott erwählten und gesegneten Volkentstammt, hat uns Gottes Liebe und Barmherzigkeit offenbart und geschenkt.

So bleibt Gott sich und seiner Verheißung treu:

Seine Weisheit, die er wohnen lässt in den Nachkommen Jakobs, ist in Christus Mensch geworden. So können Menschen aus jedem Volk dieser Erde die Weisheit Gottes empfangen und aufnehmen – alle können Kinder Gottes werden und seine Herrlichkeit empfangen.

Gottes Weisheit ist größer als wir Menschen denken können. Was in unseren Augen töricht ist, ist in den Augen Gottes weise: Er erreicht gerade dadurch das Ziel, in dem er seine Weisheit den Menschen anvertraut: durch alle Verfehlungen hindurch verwandelt die Weisheit Gottes den Menschen, so dass er ein Kind Gottes wird und Gottes Menschenfreundlichkeit in Menschen Fleisch werden kann.

15. November 2015: 33. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
manchmal hebt jemand warnend die Stimme und sagt:
Das wird kein gutes Ende nehmen!
Oft sagen wir aber auch: Ende gut. Alles gut.

Das Ende ist also meistens gar nicht das Ende, so wie das Ende einer Schnur. Meistens ist das Ende der Anfang dessen, was danach kommt.

Gerade habe ich vorgelesen: Wenn die großen Zeichen am Himmel erscheinen, dann sollen wir erkennen, dass das Ende vor der Tür steht.

Das Ende von Himmel und Erde – das wäre ein kosmisches Ereignis, das eintreten wird, wenn unsere Erde und unsere Sonne längst nicht mehr bestehen. Und auch das wird in einer Zukunft sein, die für uns Menschen eine Ewigkeit entfernt ist.

Entscheidend ist aber, dass das Ende der Anfang ist von etwas neuem:
Der Menschensohn wird kommen und die Auserwählten werden von überall her zusammengeholt werden!

Gott überlässt die Schöpfung und keinen einzelnen dem Untergang sondern er ist für sie selbst Zukunft. Alles Geschaffene hat in ihm Anteil an seiner ewigen Herrlichkeit.

Das bedeutet für uns, dass jeder Tag auf dieser Erde wichtig ist,
das alles was wir tun und lassen, dass jeder Gedanke, den wir denken und jedes Wort das wir sprechen, Bedeutung hat für die Ewigkeit.

Uns ist die Gegenwart anvertraut, damit wir Frieden schaffen, dass wir das Schöpfungswerk Gottes fortführen, dass wir Zuneigung schenken und Versöhnung bringen.

Wie immer es einmal sein wird –
was immer auch geschehen wird, wenn die Erde vergeht –
was immer auch nach dem Tod genau kommt –
Es wird das Leben sein, das Gott schenkt, weil Gott selbst das Leben ist und weil alles in ihm seinen Ursprung hat.

Das bedeutet, dass wir den Mut behalten, dass wir am Vertrauen in das Leben festhalten, das wir an den Sieg des Lebens über den Tod glauben und dass wir festhalten an der Einsicht, dass die Liebe stärker ist als der Hass.

Was immer auch geschieht,
ob Krieg, Terror und Gewalt,
ob Katastrophen, Krankheiten und Epidemien,
dies alles ist für uns nicht ein Zeichen dafür, dass das Leben untergeht,
sondern ein Zeichen dafür, dass niemand die Welt an sich reißen kann,
weil alles in dieser Welt vergänglich ist.

Wir lernen aus diesem klaren Blick auf die Realität der Welt,
dass wir mit Achtung und Respekt der Schöpfung begegnen,
wie Verwalter, denen das kostbare Gut anvertraut ist für eine bestimmte Zeit.

Wenn für uns die Zeit kommt, in der wir hinübergehen und ankommen in der Ewigkeit Gottes, dann möchten wir so sein, dass uns nicht Schrecken und Schauder überfällt, weil wir die Erde ausgebeutet und die Menschen missachtet haben.

Vielmehr soll uns Freude erfüllen, dass unsere besten Träume und Visionen, dass das Gute, das wir immer vor Augen hatten
und für das wir uns eingesetzt haben,
dann Wirklichkeit ist.

So erwarten wir nicht das Ende, sondern wir erwarten das Leben im Licht Gottes, in dem wir sein dürfen für immer und ewig.

02. November 2015: Allerseelen

Liebe Schwestern und Brüder,
die Verstorbenen sind in unserem Bewusstsein und in unserer Erinnerung:
Es gibt so viele gemeinsame Erlebnisse, so viele Erinnerungen:

da sind die alten Zeiten: nahe am Anfang – als man noch viel jünger war.
wir erinnern uns an manches gemeinsame Erlebnis, an überwundene Schwierigkeiten.

Da ist die Erinnerung an die Wochen und Monate am Ende des Lebens.
Im Lauf der Zeit hat sich vieles geändert. Aber die Verbindung blieb, der Zusammenhalt, die Gemeinschaft.

Das alles gehört für immer zum Schatz unserer Erfahrung.
Das alles hat dazu beigetragen, dass die geworden sind, die wir jetzt sind.
Dafür sind wir dankbar – und gleichzeitig bedauern wir vielleicht manches:
Das hätte besser sein und werden können.

So ist es doch auch für die Verstorbenen:
alles, was sie mit uns und vielen anderen Menschen erlebt haben, lies sie zu den Menschen werden, die wir geliebt haben und mit denen wir so verbunden sind. Das ist Teil ihrer Persönlichkeit.

Ist dies alles verschwunden, als sei verstorben sind?
Bleibt davon nichts als unsere immer blasser werdende Erinnerung?

Wollen wir, wünschen wir uns, dass es nach dem Tod weitergeht?
Wünschen wir uns, dass unsere Verstorbenen leben?
Wünschen wir uns ein Weiterleben nach dem Tod?

Vielleicht denkt mancher: dann geht die Mühsal ja immer weiter.
Darf es nicht mal zu Ende sein?
Viele können es sich einfach nicht vorstellen, wie es mit uns weitergehen könnte, wenn wir einmal gestorben sein werden.

Andere wiederum träumen von der Seligkeit im Himmel, die sie sozusagen entschädigt für all die Widerwärtigkeiten, die sie auf der Erde ertragen mussten.

Wünschen wir uns ein Weiterleben nach dem Tod? Ist es ein Trost für die, die auf der Erde zurückbleiben? Ist es eine Hoffnung für die Lebenden!

Liebe Schwestern und Brüder, ich stelle mir gerne vor, dass es meinen lieben Verstorbenen gut geht, dass sie Frieden haben, dass sie nichts mehr belastet, dass sie keine Sorgen haben, dass sie glücklich sind – für immer und ewig. Ich wünsche ihnen das vollkommene Glück – also wünsche ich Ihnen, dass sie leben im Himmel Gottes.

Und ich darf hoffen, dass dieser Wunsch nicht nur eine schöne Idee ist, ein Gedanke, sondern, dass sie wirklich leben:
Weil: der, der diese Erde und das Weltall mit all seinen Galaxien im Dasein hält, er ist es, von dem wir das Leben haben – sein Geist ist in uns, sonst würden wir nicht leben können. Und Gottes Geist ist unsterblich, ewig.

Das ist für mich ein Grund, um auf das vollkommene Glück für die Verstorbenen zu hoffen: Weil ihr Ursprung in Gott ist, ist er auch das Ziel, zu dem wir zurückkehren. Weil wir von Gott ausgehen, kehren wir auch zu ihm zurück.

Es geht deshalb – so glaube ich – im Himmel nicht um Belohnung und Strafe, um Entschädigung und Ausgleich.
Es geht um Heimkehr, um Heilung und Erfüllung, um Anerkennung und Vollendung.

Beim Begräbnis beten wir deshalb am Grab:
Gott vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.
Wir dürften auch sagen: Was er begonnen hat, also du zu leben begonnen hast im Mutterleib.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich glaube, dass Gott unsere Verstorbenen und alle, die sich nach dem Leben sehnen, vollenden wird und dass wir in Gott alle Anteil haben an seiner Fülle und an seiner Herrlichkeit.

01. November 2015: Allerheiligen

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Liebe Schwestern und Brüder!
Ihnen gehört das Himmelreich! – verspricht Jesus
Sie erben das Land!
Sie werden satt!
Sie finden Erbarmen!
Sie werden Gott schauen!
Sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt!
Euer Lohn im Himmel wird groß sein!

Das alles verheißt Jesus denen, die ihm zuhören.

In zweifacher Hinsicht könnte man die Seligpreisungen missverstehen und den Sinner der Worte verdrehen.

Die erste Irreführung wäre es, wenn man Jesus so deuten würde:
Das alles bekommst du aber nur, wenn du nachweisen kannst, dass du arm warst, dass du Frieden gestiftet hast, dass du keine Gewalt gebraucht hast, dass du hungern musstest, nach der Gerechtigkeit!

Dann wären es keine Versprechungen, keine Verheißungen,
sondern Bedingungen: Leistung gegen Belohnung!

Die zweite falsche Deutung wäre, Jesu Worte so zu deuten:
Wer arm ist, wer hungert und dürstet, wer unterdrückt wird und misshandelt wird, der soll das ertragen und annehmen ohne zu klagen und ohne es ändern zu wollen ‑ dafür wird er im Himmel entschädigt werden.

Jesus will nie und nimmer dass irgendein Mensch erniedrigt und klein gehalten wird. Die Verheißung der himmlischen Seligkeit soll die Menschen nicht zu Passivität und Schicksalsergebenheit verführen – nur damit die reichen und Mächtigen und Gewalttätigen, die Egoisten, die Raffer und Geizhälse unbesorgt ihre Macht und ihren Reichtum und ihre Privilegien erweitern können.

Sehr wohl aber macht Jesus den Menschen Mut: jede mitmenschliche Regung, kein Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit ist umsonst und vergeblich – sondern jede Mit-Menschlichkeit wird von Gott gesehen und anerkannt und führt den Menschen in die Seligkeit des Himmels.

Selig werden wir nicht erst im Jenseits:
Menschen, die diese Werte des Himmels leben und nach ihnen handeln, haben jetzt schon Anteil am Himmel, an der Seligkeit des Himmels –
hier in diesem Erdenleben.

Dieses Glück, diese Seligkeit kann einem niemand rauben und zerstören:
Die Seligkeit, die darin liegt, das Gute zu sehen und zu tun.

Heute an Allerheiligen ehren wir alle die Menschen und Christen, die in ihrem Leben der Gerechtigkeit aufgeholfen haben, die ausgeglichen haben zwischen Streitenden, die lieber Gewalt ertrugen, als Gewalt zu üben.

Wir danken Gott für all diese Menschen, die auf Gottes Stimme in ihrem Herzen gehört haben.

Alle diese Heiligen, die niemals zur Ehre der Altäre erhoben worden sind, machen uns Mut, dass wir der Verheißung glauben:
Selig seid ihr! (Präsens.)
dass keine Liebe vergeblich gewesen sein wird, die wir anderen schenkten.

Dies alles wird bei uns bleiben, wenn wir als Gottes Kinder offenbar werden, die auf der Erde schon nach himmlischen Maßstäben handelten.

18. Oktober 2015: 29. Sonntag im Jahreskreis (Kirchweih)

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Liebe Schwestern und Brüder, erinnern Sie sich noch?
Vor 4 Wochen hat Jesus seinen Jüngern schon das gleiche gesagt: Wer der erste sein will, soll der letzte von allen und der Diener aller sein!
Und nun: Im Ablauf des Markusevangeliums ist nicht viel Zeit vergangen, das Gleiche wieder: Jakobus und Johannes beantragen bei Jesus eine Bevorzugung vor den anderen Jüngern!

Die Antwort Jesu ist die gleiche: „Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein. Wer bei Euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“

Das Evangelium begründet das mit dem Leben Jesu selbst: „Der Menschensohn gekommen, um zu dienen!“

Ich finde, gerade heute am Kirchweihsonntag passen diese Sätze wunderbar, weil sie uns davor bewahren, dass wir eine Kirche wünschen und ersehnen, die die Welt regiert:
Ich singe gerne das Lied: ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land!“
Das Lied hat Schwung, ist zuversichtlich und vermittelt mir beim Singen: Du gehörst zu etwas ganz Großem!“

Doch rühmen soll sich die Kirche, dessen, dass sie auf Gottes Wort gebaut ist, auf Christus, der gekommen ist, um uns zu dienen und damit wir einander und den Menschen dienen.

Der französische Bischof Jacques Gaillot prägte den Satz: „Eine Kirche, die nicht mehr dient, dient zu nichts!“

So lerne ich: Kirche ist kein Selbstzweck. In der Kirche darf es nicht um Macht gehen und um Herrschaft, um Privilegien und Vorrechte, um Titel und würden: weder für den Einzelnen noch für die Kirche als Ganzes.

Vielmehr hat die Kirche eine Sendung in der Welt und zu den Menschen: Die Kirche soll das Werk der Versöhnung weiterführen, dass Jesus begonnen hat:
Die Kirche muss sich für den Frieden in der Welt einsetzen;
die Kirche muss immer und überall Wege suchen, wie Frieden werden kann.

Die Mächtigen in der Welt missbrauchen ihre Macht über die Menschen: Sie säen Gewalt und Unterdrückung – dafür darf in der Kirche kein Platz sein!
Und wenn die Versuchung noch so groß ist: wenn ich noch so sehr meine, mich wehren zu müssen: es soll mich nichts davon abbringen, gerecht zu sein und ehrlich und barmherzig.

Schwestern und Brüder, vor 50 Jahren ging das 2. Vat. Konzil zu Ende: Die Konzilsväter lehrten über die Kirche, sie sei das Sakrament der Einheit für die ganze Menschheit:
Damit ist uns für unser persönliches Leben eine wichtige Sendung gegeben: Wir müssen dem anderen dienen wollen, dass er Frieden findet, dass er versöhnt leben kann und dass er zur Einheit findet mit Gott:

Für mich bedeutet das: niemals kann ich zu jemandem sagen: für dich ist es zu spät.
Vielmehr muss ich sagen:  Du kannst Versöhnung finden. Der Weg, um Frieden zu finden, steht dir offen. Wie kann ich dir dabei zur Seite stehen?

Schwestern und Brüder, wie schwer tun sich die Bischöfe in der Kirche , diese Sendung der Kirche ganz ernst zu nehmen: Zu Recht lehrt die Kirche, dass die Ehe zwischen Mann und Frau ein Sakrament ist für die Liebe Gottes zu den Menschen. Zu Recht ruft die Kirche dazu auf, in der Liebe treu zu bleiben.

Doch ist es recht, die Menschen zu verurteilen, die trotz guten Willens und ernsthaften Bemühens dieses Ideal nicht verwirklichen konnten? Bei denen der gute Wille vielleicht nicht groß genug war?
Ist es recht, ihnen den Weg zu verschließen, den Weg zu Versöhnung und Frieden?
Ist es nicht so, dass die Kirche alle Sünden vergeben kann, auch die schwersten, wenn ein Mensch umkehrt und Frieden sucht?

Schwestern und Brüder, wer der erste sein will, soll der Sklave aller sein, sagt Jesus. Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts, übersetzte Bischof Gaillot. Jedem Christen ist aufgetragen, den anderen zu dienen:
So werden wir, was wir sein sollen: Zeichen und Werkzeug der Einheit des ganzen Menschengeschlechtes.

4. Oktober 2015: Erntedank

Lesungen: 1. Lesung: Joel 2,21-27   –  2. Lesung: 1 Tim 6    –   Ev:  Lk 12

Liebe Schwestern und Brüder,
die Ernte ist weitgehend eingebracht: Allein die Zuckerrüben stecken noch im Erdboden und werden erst bis in den Dezember hinein gerodet.

Es gibt: Kartoffeln und gelbe Rüben, Rosenkohl und Bohnen, Weizen und Mais – auch wenn es heuer fast nicht geregnet hat.

Wir dürfen uns freuen, dass die Felder in unserer Heimat fruchtbar sind,
dass trotz allem geerntet werden konnte.
Wir wollen danken: den Bauern für ihre Arbeit, den Technikern für die Maschinen, den Biologen für die richtigen Züchtungen, den Lagerhäusern und ihrem Personal, und und und.

Doch das ist nicht alles: die Erde gab ihren Ertrag: wir legen alle zusammen die Früchte der Erde vor den Altar und sind dankbar, dass uns die Erde trägt und ernährt. Wir danken ihm, dem einen, durch den wir alle sind und leben. Ohne ihn gäbe es nichts. Keine Erde, keine Früchte und weder Tier noch Mensch, die von der Frucht der Erde leben.

Wir danken Gott für die Ernte, für das Leben!
Und: da ich Gott für das Leben danke, nehme ich es an: mein Leben –
so wie es ist – und nicht nur das eigene Leben:
Wer Gott für das Leben dankt, sagt zugleich Ja zu jedem Lebendigen: Jeder darf auf dieser Erde sein und von der Frucht der Erde leben.

Wenn ich diese Einstellung annehme, Schwestern und Brüder,
ist mir sofort klar, welchen Fehler der Mann in dem Gleichnis machte:
Er dachte nur an seine Sicherheit: Jetzt lasse ich es mir gut gehen.
Kein Gedanke daran, dass diese reiche Ernte ihm zwar gehört, aber doch nicht für ihn allein bestimmt ist.

Schwestern und Brüder, wir dürfen im Wohlstand leben – schon seit vielen Jahrzehnten: manche mehr, manche weniger: sind wir bereit, die gute Ernte zu teilen?

Viele Jahre waren wir verschont: Not und Hunger, bittere Armut – das war etwas für ganz wenige in unserem Land (so redeten wir uns ein) und für die Länder im Süden und im Osten – in den Hungerzonen der Welt.

Krieg und Gewalt waren weit weg von uns – jedenfalls, seit der Balkan einigermaßen befriedet ist.

Doch nun mit dieser großen Zahl an Flüchtlingen kommen Not und die Folgen des Krieges vor unsere Haustüre. Und ich finde, wir haben – ganz besonders als Christen eine doppelte Mission:

Erstens dass wir unsere Scheunen öffnen; dass wir den Menschen Unterschlupf gewähren, die zu uns gekommen sind;
dass wir sie menschlich behandeln, dass wir ihre Wunden heilen;
dass wir ihnen Zuwendung und Nähe schenken, so dass sie uns nahe kommen.

Und wir haben noch eine Verantwortung gegenüber den Menschen,
die nun bei uns sind: wir müssen sie dafür gewinnen, dass sie mit uns zusammen den Frieden, den sie hier suchen auch achten und bewahren.
Wir müssen sie begeistern von unserer Idee der Gesellschaft, in der das Leben respektiert wird, in der jeder Mensch frei über sich bestimmen kann, wo Achtung vor dem Leben und vor der Freiheit des anderen zu Sicherheit führt.

Dazu müssen wir uns selbst wieder neu auf unsere Ideale besinnen!
Wir müssen vielleicht auch uns hinterfragen lassen: ob wir nicht manche Ideale schon lange dem Profitstreben vergessen haben:
Und wir müssen damit rechnen, dass es ein schwieriger Weg wird, mit Rückschlägen und Enttäuschungen.

Doch: dass wir für unser Leben danken und es annehmen, dass wir zugleich ja sagen zu jedem Lebendigen, gibt uns Zuversicht und Mut:
Dass wir mit den Menschen, die zu uns gekommen sind, eine Gesellschaft werden können, in der aus dem Ja zum Menschen Geborgenheit und Sicherheit und Frieden entsteht.

27. September 2015: 26. Sonntag im Jahreskreis (LJ B)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Sätze des Markusevangeliums sind wieder verstörend.
Bevor ich versuche, sie auszulegen, möchte ich uns erinnern:

Die Jünger stritten sich, wer unter ihnen der Größte sei. Da belehrte Jesus sie und sagte: Wer unter euch der Größte sein will, soll der Diener aller sein.

Dann meldet sich – in der Dramaturgie des Mk Evangeliums – Johannes zu Wort: Wir haben einen Fremden daran gehindert in deinem Namen Dämonen zu vertreiben!

Es klingt, als ob Johannes die Loyalität der Jünger mit Jesus dadurch beweisen wollte. Doch auch da wird er von Jesus korrigiert: Hindert ihn nicht daran. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Und wer nur eine kleinste Hilfe gibt, weil jemand zu Christus gehört, wird dafür von Gott belohnt werden!

Dann aber kommt eine Mahnrede an alle, die von sich sagen, dass sie zu Christus gehören und noch mehr für die, die die Botschaft Jesu verkünden: als Apostel, als Bischöfe, als Priester in deren Auftrag:

Wer durch sein Verhalten einen Menschen im Glauben verunsichert,
oder gar vom Glauben abbringt, für den wäre es besser, gar nicht die Möglichkeit dazu zu haben!
Und deshalb soll keiner, der an Christus glaubt zulassen, dass er durch sein Verhalten ein Hindernis wird für den Glauben.

Schwestern und Brüder,
das macht mich sehr nachdenklich:
ich überlege: Gibt es Menschen, für die ich selbst zum Hindernis des Glaubens wurde. Die sagen: wenn der sich so verhält, dann will ich damit nichts zu tun haben?

Und ich denke an die dunklen Seiten der Geschichte: wie viele Bischöfe und christliche Herrscher haben schon Böses getan und damit den Glauben der Menschen an Christus zerstört?

Heute noch ist es so, dass manchen Menschen gesagt wird: du gehörst nicht an den Tisch des Herrn, weil du so lebst oder handelst.

Schwestern und Brüder,
die positive Aussage dieser Sätze ist die:

Ihr Christen alle, besonders ihr Führenden in der Kirche,
vermeidet unter allen Umständen etwas Böses zu tun,
damit ihr und euer Verhalten niemanden den Glauben an Christus erschwert oder gar raubt.

Gäbe es etwas schlimmeres, als eingestehen zu müssen:
Wegen mir hat ein Mensch den Glauben an den guten Gott verloren?

Gäbe es etwas schlimmeres, als von sich sagen zu müssen:
Ich habe einem Menschen die Hoffnung geraubt und ihn in Verzweiflung gestürzt?

Gäbe es etwas schlimmeres, als die Schuld auf sich geladen zu haben,
dass ein Mensch nicht mehr an die Liebe glauben kann?

Schwestern und Brüder,
wir wollen nicht Barrieren errichten zwischen Gott und Mensch,
sondern wir wollen und sollen seine ausgestreckten Hände sein, die die Menschen einladen und die den Frieden Gottes zu den Menschen bringen.

20. September 2015: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ich finde es anrührend, wie Jesus versucht, die Jünger zu gewinnen,
Wie er sie anspricht, damit sie verstehen, worum es ihm geht und damit sie seine Weisheit und seinen Geist annehmen;
damit die Jünger nicht mehr so denken und empfinden wie Menschen sonst – sondern so wie Jesus.

Die Jünger haben Streit: Wer ist der Größte, wer ist der Beste, wen hat Jesus wohl am liebsten, wer darf Vorrechte gegenüber den Anderen beanspruchen?

So denken wir Menschen, so sind wir. Jedenfalls ist das eine Seite an uns.

Einerseits brauchen wir das auch: dieser Ehrgeiz, besser sein zu wollen, treibt uns an und bringt uns Vorwärts.
Und das Zusammenleben erfordert eine gewisse Ordnung und Hierarchie:
Es ist vieles einfacher, wenn jemand die Vollmacht hat, Entscheidungen zu treffen und auch die Ordnung durchzusetzen.

Anarchie funktioniert nicht und kann nicht funktionieren.

Jesus sagt einmal zu den Jüngern: Ihr nennt mich Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so. Jesus war auch der Anführer seiner Jünger. Er entschied, dass man weitergeht, dass man sich ausruht, dass man in ein Dorf geht. Er handelte souverän, ohne einen Menschen um Erlaubnis zu bitten.

Aber: Jesus wusch seinen Jüngern die Füße; er ließ sich nicht bedienen;
er wollte keine Posten und kein Amt – weder im Tempel noch im Palast.

Jesus hat uns etwas zu sagen – aber er will nicht über uns herrschen.
Er will, dass wir ihn verstehen; er will, dass wir seinen Geist in uns haben;
dass wir selbst so denken und handeln wie er.

Ist es nicht so: wir Menschen neigen dazu, groß sein zu wollen: deshalb gibt es Sätze wie diese:
hinter dem brauche ich mich nicht zu verstecken; der ist auch nicht besser als ich; das, was die kann, kann ich schon lange.

Jesus aber lädt zu einem ganz neuen Mensch Sein ein:

Wer ein Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.
Wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Schwestern und Brüder,
das ist toll, das ist atemberaubend: Jesus sagt:
Sorgt für die Kleinen, für die unbedeutenden. Das soll euer Ehrgeiz sein.

Das ist mehr als ein Aufruf zur Mildtätigkeit. Es geht einen Schritt weiter:
Wir können wie Jesus sagen: Wer ein kleines und verlorenes Kind aufnimmt, der nimmt mich auf. Das heißt, dass wir Christen uns mit den kleinsten und unbedeutendsten Menschen identifizieren.

Das ist genau das, was Franziskus sagt:
eine Kirche der Armen – für die Armen.
Wir Christen werden Jesus immer ähnlicher, wenn wir die Welt mit den Augen der Menschen sehen, die keine Macht haben, die übersehen werden, deren berechtigte Bedürfnisse nicht einmal wahrgenommen werden: Ob es nun alte, gebrechliche Menschen sind, oder Menschen mit Behinderungen, oder Kinder..

Alle Christen, auch wenn sie an der Spitze stehen, auch wenn sie reich und mächtig sind, können diesen Geist Jesu umsetzen, und
und erst recht wir, die wir uns oft klein und machtlos und vielleicht sogar ausgeliefert fühlen,

können sagen: Wer einen schutzlosen Menschen aufnimmt,
der nimmt mich auf. Der tut mir etwas Gutes, dem bin ich dankbar.

Schwestern und Brüder, Jesus spricht uns ins Herz:
Strebe nicht danach, nach oben kommen,
sondern streben danach, denen ganz unten beistehen –
das ist der Geist Jesu.

13. September 2015: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: Schott

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Seite der Botschaft Jesu blenden wir lieber aus.
Das hört sich befremdlich an und eher abstoßend.

Doch es steht im allerengsten Zusammenhang mit dem Lebensweg Jesu selbst. Wer sich zu Jesus bekennen möchte, kann diese Seite an ihm und seinem Leben und seiner Botschaft nicht wegschieben.

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Wie hat Jesus selbst diesen Satz verwirklicht?
Was bedeutet er für ihn selbst?

Fast möchte ich sagen: Jesus hat sich nie verleugnet!
Er tat und sagte, was er als Gottes Wille und Weisheit erkannt hatte.
Niemand und nichts hat ihn davon abbringen können.

Er nannte die Äußerlichkeit und Hartherzigkeit der Menschen beim Namen; er prangerte die Scheinheiligkeit an und machte sich zum Freund der Kranken, der Trauernden, der Zöllner und Sünder.

Seine Botschaft war, dass die Menschen Gottes Kinder sind,
und dass niemand das Recht hat, sich zwischen einen anderen Menschen und Gott zu stellen.

Jesus verbeugte sich vor keiner Autorität,
gab seiner Angst nicht nach und nahm keine Rücksicht darauf, ob seine Botschaft und sein Handeln gut ankam und bei wem.

Man sagte über ihn: „Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes.“

Verleugne dich selbst heißt also: geh deinen Weg! Sprich wahr! Handle gut! Und nimm dabei nicht Rücksicht darauf, ob du Zustimmung oder Widerspruch erfährst. Mach dich nicht abhängig von deiner Sehnsucht nach Anerkennung und Lob! Vielmehr steh zu dir und zum Willen Gottes – selbst wenn es dich alles kostet!

Liebe Schwestern und Brüder, da genau sind wir Menschen betroffen: Bei allem, was wir tun geht mit uns die Frage: „Was bringt es mir?“ Oft steht die Frage eben in Spannung oder sogar im Gegensatz zu der Frage: „Was ist gut? Was ist wahr?
Was will Gott?“

Ich möchte das mit der Lesung aus dem Jakobusbrief in Verbindung bringen: Eindringlich werden wir Christen gemahnt:
Was nützt der Glaube, wenn die Werke fehlen? Der Glaube für sich allein ist tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.“

Es liegt auf der Hand: die Sorge um andere Menschen, um Not leidende Menschen, erfordert oft, eigene Wünsche hinten an zu stellen: es kostet Zeit, Kraft, Mühe, Angst und Ärger.

Und plötzlich sind wir mitten in der großen Herausforderung: Millionen Menschen laufen vor Krieg und Not und Katastrophen davon: aus Syrien und Irak, aus Somalia und dem Balkan, aus der Ukraine, aus Lybien, Afghanistan und Pakistan usw.

Am Ende der Tage wird der Menschensohn kommen und er wird sagen:
Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen!

Fremde beherbergen ist ein Werk der Barmherzigkeit, die uns von Jesus aufgetragen ist – auch wenn es uns viel kostet!

Ich bitte sie deshalb vor allem um eine freundliche Gesinnung gegenüber den Fremden, die bei uns Zuflucht suchen.
Natürlich kann und soll Bayern, Deutschland darum bitten und dafür verhandeln, dass die Nachbarn auch mithelfen.

Eine andere Sache ist es aber, den Menschen freundlich zu begegnen. Lassen wir uns nicht Angst machen vor der Fremdheit und durch die Alarmstimmung, die die unablässige Berichterstattung hervorruft.

Sehen wir einfach die Menschen, die Zuflucht bei uns suchen und nehmen sie freundlich auf.

20. September 2015: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten des Sonntags: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
ich finde es anrührend, wie Jesus versucht, die Jünger zu gewinnen,
Wie er sie anspricht, damit sie verstehen, worum es ihm geht und damit sie seine Weisheit und seinen Geist annehmen;
damit die Jünger nicht mehr so denken und empfinden wie Menschen sonst – sondern so wie Jesus.

Die Jünger haben Streit: Wer ist der Größte, wer ist der Beste, wen hat Jesus wohl am liebsten, wer darf Vorrechte gegenüber den Anderen beanspruchen?

So denken wir Menschen, so sind wir. Jedenfalls ist das eine Seite an uns.

Einerseits brauchen wir das auch: dieser Ehrgeiz, besser sein zu wollen, treibt uns an und bringt uns Vorwärts.
Und das Zusammenleben erfordert eine gewisse Ordnung und Hierarchie:
Es ist vieles einfacher, wenn jemand die Vollmacht hat, Entscheidungen zu treffen und auch die Ordnung durchzusetzen.

Anarchie funktioniert nicht und kann nicht funktionieren.

Jesus selbst hatte in der Gemeinschaft seiner Jünger die führende Rolle: Jesus sagt einmal zu den Jüngern: Ihr nennt mich Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so. Jesus war auch der Anführer seiner Jünger. Er entschied, dass man weitergeht, dass man sich ausruht, dass man in ein Dorf geht. Er handelte souverän, ohne einen Menschen um Erlaubnis zu bitten.

Aber: Jesus wusch seinen Jüngern die Füße; er ließ sich nicht bedienen;
er wollte keine Posten und kein Amt – weder im Tempel noch im Palast.

Jesus hat uns etwas zu sagen – aber er will nicht über uns herrschen.
Er will, dass wir ihn verstehen; er will, dass wir seinen Geist in uns haben;
dass wir selbst so denken und handeln wie er.

Ist es nicht so: wir Menschen neigen dazu, groß sein zu wollen: deshalb gibt es Sätze wie diese:
hinter dem brauche ich mich nicht zu verstecken; der ist auch nicht besser als ich; das, was die kann, kann ich schon lange.

Jesus aber lädt zu einem ganz neuen Mensch Sein ein:
Wer ein Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.
Wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Schwestern und Brüder, das ist toll, das ist atemberaubend: Jesus sagt:
Sorgt für die Kleinen, für die unbedeutenden. Das soll euer Ehrgeiz sein.

Das ist mehr als ein Aufruf zur Mildtätigkeit. Es geht einen Schritt weiter:
Wir können wie Jesus sagen: Wer ein kleines und verlorenes Kind aufnimmt, der nimmt mich auf. Das heißt, dass wir Christen uns mit den kleinsten und unbedeutendsten Menschen identifizieren.

Das ist genau das, was Franziskus sagt:
eine Kirche der Armen – für die Armen.
Wir Christen werden Jesus immer ähnlicher, wenn wir die Welt mit den Augen der Menschen sehen, die keine Macht haben, die übersehen werden, deren berechtigte Bedürfnisse nicht einmal wahrgenommen werden: Ob es nun alte, gebrechliche Menschen sind, oder Menschen mit Behinderungen, oder Kinder..

Alle Christen, auch wenn sie an der Spitze stehen, auch wenn sie reich und mächtig sind, können diesen Geist Jesu umsetzen, und
und erst recht wir, die wir uns oft klein und machtlos und vielleicht sogar ausgeliefert fühlen,

können sagen: Wer einen schutzlosen Menschen aufnimmt,
der nimmt mich auf. Der tut mir etwas Gutes, dem bin ich dankbar.

Schwestern und Brüder, Jesus spricht uns ins Herz:
Strebe nicht danach, nach oben kommen,
sondern streben danach, denen ganz unten beistehen –
das ist der Geist Jesu.